Dahme/Spree Mittelschweden Saale Småland

Zwischen Spreewald und Berlin

Große Kanurundtour auf Spree und Dahme 03.-09.05.2009

mit Petra Feichtinger, Frank Keller




























03.Mai Sonntag Jägerbude
Wir starteten unsere Rundtour auf dem Campingplatz Jägerbude, nachdem wir ca. 2 Stunden nach einem geeigneten Startpunkt in und um Erkner, südöstlich von Berlin, gesucht haben. In Erkner gibt es zwar einen Kanuverleih direkt an der Brücke am Flakenfliess, aber dort ist es für Leute wie uns schwierig zu starten. Man kommt schlecht mit Sack und Pack ans Wasser und als Abstellmöglichkeit für das Auto wurde uns ein Parkhaus angeboten! Die junge Frau in dem Laden war vermutlich nur zum Kaffekochen angestellt, da Sie mich völlig entgeistert ansah, als ich ein paar Tipps als Einstieg für Wasserwanderer von ihr wollte. Wie dem auch sei, wir haben uns letztendlich für die "Jägerbude" etwas nördlich an der Müggelspree entschieden. Ein sehr gepflegter, wenn in unseren Augen auch nicht schöner, neu angelegter Campingplatz mit Kneipe und Autoparkplatz. Wir packten unseren Kram für die große Reise zusammen und bastelten die Persenning auf unser ONAKE (Name für unser GAZ Mohawk). Abends gönnten wir uns in der Kneipe ein Omelett, Sülze mit Bratkartoffeln und leckeres Tschechisches Schwarzbier.

04.Mai Montag Jägerbude bis Krüpelsee ca. 30 km nach oben
Aufbruch! Das erste Mal seit etwas längerer Zeit fummelt man ein wenig beim Boot packen, aber gut ausgerüstet mit Frischwasser, Rotwein und anderen nützlichen Dingen, paddelten wir in aller Ruhe die Müggelspree in Richtung Dameritzsee bei Erkner. Hier war noch relativ viel Betrieb, vor allem an der Einfahrt Gosener Kanal kamen uns einige große Frachter entgegen. Da der Gosener Kanal glücklicherweise für Paddelboote gesperrt ist, mussten wir über den wunderschönen Gosener Graben zum Seddinsee paddeln. Hier ist wirklich Urwald! Den Seddinsee muss man in seiner ganzen Pracht überqueren, um sich dann links, in Richtung Zeuthener See, zu halten. Auch hier muss man der Länge nach durch, bis man bei Zeuthen in der Dahme landet. Mit dem Wetter hatten wir heute Glück. Es war wenig Wind, aber recht kühl. Das stört aber nicht, man paddelt sich schließlich warm. Die Tour ist bisher sehr abwechslungsreich, Seen, kleine Gräben und viele schöne Seegrundstücke zum bestaunen oder Lästern... Und bisher sind wir die einzigen verrückten Paddler. Wir passierten Königs Wusterhausen und passierten unsere erste Schleuse bei Neue Mühle. Unser heutiges Ziel war der im Wasserwanderatlas eingezeichnete Campingplatz am Ende des Krüpelsees. Wir sind fast bis Bindow gepaddelt (an 2 schönen Biwakplätzen vorbei) in der Hoffnung den Campingplatz oder den bei Bindow eingezeichneten Wasserwanderstützpunkt zu finden. Da es beides nicht gab, es schon ca. 19 Uhr war und im Anschluss ein Naturschutzgebiet auf den fleißigen Paddler wartet, kehrten wir um und nahmen einen der beiden wilden Zeltplätze im Wald in Beschlag. Trotzdem es inzwischen schon ganz schön kalt war, gab es kein Feuer, denn noch herrschte Waldbrandstufe 4! Ich spazierte nach unseren obligatorischen Nudeln noch einmal einen Waldweg bis zu einem Hochsitz und sah auf dem Rückweg, keine 200m vom Zelt entfernt, eine Rotte Wildschweine in Richtung Wasser flitzen. Da war mir doch etwas komisch zumute und man bildet sich ein, ständig etwas knacken und grunzen zu hören. Aber Frank hatte wie immer Recht: Schließlich haben wir schon mal auf einer Jungbullenweide gezeltet und waren 3 Wochen in Schweden wirklich weit weg von der Zivilisation... Also keine Angst, ein Schlückchen eiskalten Rotwein und ab ins Zelt als es dämmerte.

05.Mai Dienstag Krüpelsee bis Märkisch Buchholz ca. 26 km nach oben
Nach einer erholsamen Nacht gingen wir, gestärkt mit Buttercroissants und Nutella, die nächste Etappe an. Auch bei der 2. Passage der Dahme bis Bindow fanden wir keine offizielle Übernachtungsmöglichkeit. Also war es gestern eine weise Entscheidung umzukehren. Weiter ging es über den Bindower Fliess, über den Dolgensee bis zur Schleuse Prierosmühle. Noch eine kurze Paddelaktion über den Streganzer See und nun geht es gemütlich die Dahme entlang bis zur Schleuse Hermsdorfer Mühle. Ein herrliches Fleckchen Erde. Wir paddelten zwar gegen die Strömung, aber die ist hier so gering, dass man es kaum merkt. Rechts und links des Weges gibt es nur Sumpf und Schilf und einige Enten, "Rennschwäne", Kraniche und viele Vögel, die man zwar hört, aber nicht sieht. Ab und zu die Spuren von Bibern und keine Menschenseele. Nach der Schleuse Hermsdorfer Mühle mussten wir noch 7 km (etwas über eine Stunde) fahren, bis wir am Wasserwanderrastplatz in Märkisch Bucholz landeten. Überraschung! Schon von weitem sah man mitten im Ort einen schön gepflegten Rasen mit überdachten Tischen. Ein Schild hieß uns Paddler herzlich willkommen und zu allem Überfluss gab es gegen 5 € pro Nase auch eine heiße Dusche und saubere Toiletten. Das Plätzchen wird vom einheimischen Anglerverein gepflegt und eine "ABM-Dame" kümmert sich rührend um die Sanitäranlagen und die Kassierung. Wenn wir nix zu Essen gehabt hätten, hätte Sie uns auch noch aus Ihrer privaten Kühltruhe versorgt. Einfach nett. Da heute ein eisiger Wind wehte und es zu allem Überfluss wieder mal anfing zu regnen, wollten wir in die Kneipe des Örtchen einkehren. Aber eine hatte Ruhetag und die 2. am Ort für die Saison noch nicht geöffnet. Also sind wir zum Zelt zurück und haben wieder mal Nudeln gekocht und kalten Rotwein getrunken. Das liebevoll gesammelte Feuerholz konnten wir heute wieder nicht nutzen, denn heute regnete es den ganzen Abend und alles war klatschnass. Aus kältetechnischen Gründen entschieden wir uns doch noch duschen zu gehen und wurden wassergestrahlt. Heiß und heftig, aber gut. Auf jeden Fall war mir durch die Massage gut warm und ich bin ganz entspannt in mein Zelt gekrabbelt.

06.Juli Mittwoch Märkisch Buchholz bis Kossenblatt ca. 32 km nach oben
Bei bedecktem Wetter starteten wir am nächsten Morgen in Richtung Spree-Dahme-Umflutkanal. Zuerst mussten wir kurz hinter Märkisch-Buchholz an der Schleuse umtragen. Hier ist z.Zt. eine riesen Baustelle, da die Schleuse neu gebaut wird. Was für ein Spaß mit dem Bootswagen und einem vollbeladenen Kanu mitten durch die LKW und tief umgewühlte Erde zu fahren!!!! Muss man eigentlich nicht haben, aber was soll man machen. Dafür ging es nach der Umtrage geruhsam durch herrliche Natur weiter den Kanal entlang. Auf dem Köthener See hielten wir uns links weiter den Kanal entlang. Dann kamen wir an die Einmündung zur Spree und durften gleich 2x schleusen(Handbedienung). Ein paar Ruderer nutzten ganz frech, dass wir grade am schleusen waren und wir durften sie auch noch durchschleusen. Die Spree fließt hier ganz gemütlich dahin und wir genossen die ca. 3 km bis zum Neuendorfer See, den wir in der ganzen Pracht überquerten. Guter Wind von vorn und wir brauchten nach dem See im Windschatten erst mal ein Päuschen. Selbst in der Spree war noch so ein starker Gegenwind, das es uns immer weggetrieben hat. Der restliche Weg des Tages war dann ruhig und bis auf die Schleuse kurz vor Kossenblatt, wo wir mühsam umgetragen haben, paddelt es sich gut. In Kossenblatt gibt es wieder einen Wasserwanderrastplatz mitten im Ort mit Dixi-Klo, aber ohne Trinkwasser. Da das Wetter immer noch ungemütlich und nasskalt war, bettelte ich, dass wir in das Dorf zum Essen gehen. Was wir dann in einer typischen Kneipe aus tiefsten DDR-Zeiten auch taten. Sie liegt mitten im Ort, den Koch haben wir offensichtlich auf dem Sofa gestört und das Bier war auch noch aus DDR-Zeiten(grins). Aber wir sind ja genügsam. Auf jeden Fall gab es Schnitzel mit Spargel und es war warm und trocken…

07.Juli Donnerstag Kossenblatt bis Neubrück ca. 41 km nach oben
Am nächsten Morgen wurden wir von Kinderstimmen geweckt. Der Kossenblatter Kindergarten hatte Ausgang und guckte von der Brücke über uns runter. Dieser Teilabschnitt der Tour ist wohl einer der ruhigsten und auch schönsten. Die Spree ist hier ursprünglich und führt am Vormittag an Feldern und kleinen Dörfern vorbei. Wir hatten bloß den Wettergott nicht auf unserer Seite. Es war noch immer nass, kalt und windig. Den Schwielochsee lassen wir rechts liegen und paddeln über den Glower See in Richtung Beeskow. Auch hier kam der Wind immer wieder mal von vorn, mal von der Seite. Anstrengend… Umso mehr genießt man dann die windstillen Ecken. Bei Beeskow wird man schön mit der Zivilisation konfrontiert, große Industrieanlagen, Hafenanlagen, Motorboote und vieles mehr, was der kleine Paddler so mag. Aber das Stück hatten wir bald hinter uns und wurden belohnt. Wir fuhren durchs Naturschutzgebiet wieder durch Wiesen, Sumpf, Schilf, immer mal ein kleines Wäldchen und ….. himmlische Ruhe. Bis auf das Zwitschern der Vögel. Übernachtet haben wir auf dem Wasserwanderrastplatz in Neubrück, direkt unterhalb eines großen Herrenhauses ist am Fluss eine große Wiese mit Holzpavillons, wo man offiziell übernachten darf. Auf der gegenüberliegenden Flussseite ist Wald, bzw. ein kleiner Park. Ein herrliches Fleckchen Erde. Nur ein Problem: keine Toiletten!!! Und das mehr oder weniger mitten im Ort. Da muss man bzw. Frau Körperbeherrschung haben… Hier wurde es endlich etwas wärmer und auch windstiller. Ergo: die Mücken kommen!!!

08.Juli Freitag Neubrück bis Autobahn ca. 50 km nach oben
Geweckt wurden wir von einem Klavierkonzert! Der „Gutsherr“ stand auf seiner Terrasse und genoss den Morgen mit einem Kaffee in der Hand und durch die offenen Fenster kam der Klang eines Klavierkonzertes! Einfach schön. Wir genossen auch unser spärliches Frühstück (frische Brötchen gab es nicht, denn der Bäcker ist ca. 5 km entfernt, haben wir den Abend vorher rausgefunden) packten unsere Sachen und legten bei Sonnenschein ab. Die Spree ist bis kurz hinter Drahendorf noch richtig schön zu paddeln, bis man dann auf den Oder-Spree-Kanal kommt. Gerade, groß, große Schiffe, befestigte Ufer, wo man als Paddler so gut wie nirgends anlegen darf. In Fürstenwalde gibt es eine riesen Schleuse (2 Kammern), aber für Paddler haben sie einen Bootswagen ,den man durch die ganze Anlage ziehen darf. An der nächsten Schleuse Große Tränke bogen wir vom Kanal ab in die Müggelspree. Auch hier gibt es einen Bootswagen auf Schienen. Der war so schwer, bzw. die Gleise so steil, dass wir froh waren, dass uns ein Spaziergänger beim ziehen des Wagens half. Eigentlich wollten wir bei Hangelsberg übernachten. Aber außer einer von Jugendlichen verwüsteten Badestelle gab es nix zum zelten. Das Wetter war schön, also dachten wir uns bis ca. 22 Uhr schaffen wir es bis zur Jägerbude. Langsam wurde es dämmerig, die Müggelspree lässt sich wunderbar paddeln. Sie kurvt förmlich durch die Landschaft und wir sahen sogar einen Biber. Kurz vor dem Ziel zog ein Gewitter auf. Am Anfang konnte ich es noch ignorieren, aber dann kam es doch schnell näher. Zwischen Freienbrink und der Autobahn wurde es aber so schlimm, dass ich nur noch aus Wasser wollte. Eine Lichtung rechts, eine Mauer zum Boot anlegen, aber keine Chance, das Boot aus dem Wasser zu kriegen. Ganz schnell Zelt aufbauen, Sachen reinschmeißen und das Unwetter brach über uns herein. Keine Minute zu früh das Zelt aufgebaut! Nur um unser Boot hatten wir Sorge, das im Wasser lag und sich an der Mauer die Seiten wund schuffelte… Es war so ein Sch…Wetter, das wir auf unsere obligatorischen Nudeln verzichteten und uns mit einem Radler als Abendbrot (22:30Uhr) zufriedengaben.

09.Juli Samstag Autobahn bis Jägerbude ca. 1 km nach oben
Am nächsten Morgen packten wir nur unsere Sachen, denn der Ort war nicht wirklich schön (reichlich Müll und Betonplatten als Untergrund, was wir den Abend vorher gar nicht im Dunkeln gesehen haben). Noch gute 500m entspannt im Sonnenschein paddeln und um die nächste Ecke sahen wir schon den Zeltplatz Jägerbude. Wir kauften uns frische Brötchen und machten in der Sonne ein entspanntes letztes Frühstück. Auf der Heimreise hörten wir, dass das Unwetter von gestern Abend in Berlin und Umgebung etliche Schäden verursacht hat…

Alles in allem eine wunderschöne, abwechslungsreiche und empfehlenswerte Tour, bei der man (zumindest in der Vorsaison vor Himmelfahrt) teilweise ganz allein unterwegs ist.