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05.Juli Samstag
7:15 Start in Halle. Meine Eltern sind sogar aufgestanden, um uns zu verabschieden. Gegen Mittag waren wir
schon in Rostock, da die erwarteten Staus zu Ferienbeginn zum Glück ausblieben. Um die Zeit totzuschlagen,
sind wir dann bei Mc Donalds eingekehrt. Unsere Fähre "Huckleberry Finn" startete pünktlich
um 15:30 Uhr in Warnemünde. Nachdem wir die Aussicht auf das Seebad, viele Windsurfer und die Hafenanlagen genossen
haben, kaperten wir uns auf Deck ein paar Sonnenstühle und machten es uns bequem. Leider war es richtig windig,
wir haben trotzdem ein Stündchen geschlafen. Aber durch den starken Wind ist es trotz Sonnenschein und blauem
Himmel relativ kalt gewesen und wir sind nach einer Stunde halb erfroren munter geworden. Die See war
erstaunlicherweise während der ganzen Überfahrt ruhig und wir haben uns dann den Rest der Überfahrt gelangweilt
in der Cafeteria herumgedrückt. Nach Ankunft in Trelleborg ca. 21:00 Uhr sind wir gleich weitergefahren, über
Malmö und Helsingborg in Richtung Örebro. Gegen 23:00 Uhr haben wir uns einen gut gehenden Rastplatz irgendwo
zwischen Ljungby und Värnamo gesucht. Wir wollten nur ein Stündchen schlafen. Frank auf der Rückbank
(mit den Knien unter meiner Kopfstütze) und ich auf dem Beifahrersitz.
06.Juli Sonntag
Irgendwie haben wir es geschafft, bis morgens 6:00 Uhr in unmöglichen Stellungen zu schlafen. Nach ausgiebigem
Knochen schütteln und leckerem Kuchen von Oma, ging es frisch und munter weiter in Richtung
Östersund. Vorbei an Motala, Örebro, Borlänge, Mora und Sveg. In Rätan (ca. 100 km vor Östersund) haben wir
die nächste Nacht verbracht. Diesmal in liegender Stellung auf einem Zeltplatz (90 Skr). Die letzten
belegten Brötchen haben wir mit einer Flasche Wein runtergespült und ich bin halb elf bei
strahlendem Sonnenschein ins Bett gefallen. Frank hat den halben Abend an unserem Ona:ke (Kanu in der Sprache
der Mohawk) gefeilt, bis die Persenning endlich passte.
07.Juli Montag Camping Rötan
Die Sonne hat uns geweckt und wir sind die letzten paar Kilometer bis Östersund gefahren. Unser Ziel:
die Touri-Information. Wir erregten in der Stadt mit dem Kanu auf dem Dach unseres kleinen Golfs fast Aufsehen.
Auf jeden Fall hat uns ein kostümierter freundlicher Mensch am Fußgängerüberweg sehr enthusiastisch zugewinkt.
Muss sagen, wir waren auch fast die einzigen, welche mit 'nem Boot durch die Gegend fuhren. Deutsche gibt es
hier oben, Gott sei Dank, auch kaum. Im Info-Büro haben wir nicht eine passende Wanderkarte finden können, aber
einen heißen Tipp haben wir wenigstens bekommen. Im Stadtzentrum (eine Straßenecke entfernt) gibt es den
Natur Kompaniet, ein Wanderausrüster (www. naturkompaniet.se). Dort haben wir nach langer Suche 3 Karten
unser eigen nennen dürfen. Aus der Reihe Bla kartan die Nr. 203 Föllinge und Nr. 194 Häggenas. Und eine Fjordkarte,
welche uns später gar nix nutzte (Bla kartan a 85 Skr., die umsonst gekaufte 95 Skr.). Pünktlich zum Ablauf
der Parkzeit waren wir wieder zurück am Auto und fuhren weitere 100 km in Richtung norwegische Grenze,
Unserem endgültigen Ziel. Der See Hotagen mit dem gleichnamigen Örtchen. Am Ende des Hotagen haben wir nach
einer Einsatzmöglichkeit in Richtung Norge gesucht (Die Männer wollten gern bis zur Wasserscheide fahren).
Aber: Nado! Am Välsjön sind wir ca. 5 km auf einer tollen Piste am Ufer entlanggefahren, bis wir an eine kleine
relativ neu erbaute Anglerhütte kamen. Da hatten wir eine tolle Aussicht auf den See und am oberen Einfluss
des Sees sahen wir SCHNEE!!! Das war zumindest unser erster Eindruck. Aber wie sich bei genauerer Betrachtung
herausstellte, handelte es sich schlicht und ergreifend um einen hübschen Wasserfall, der auch gar nicht so
winzig war. Laut der Wanderkarte sieht es am Zu- und Abfluss des Rengen (nächster See in Norwegen) auch nicht
besser aus. Da legten wir einfach fest, dass es für unser bisheriges Können und eine nagelneues Kanu doch nicht
wirklich sinnvoll ist, nach Norge wahrscheinlich mehr um zu tragen als zu paddeln. Also Start doch im Hotagen.
Direkt an der Strasse 340 gibt es ein Naturcamp, schön zum Übernachten. Hat aber den Nachteil, dass es sich mitten
zwischen zwei Schnellen befindet. Also auch kein optimaler Einsatzort. In Rötviken fanden wir einen schönen Platz
zum Start der Tour (schwer zu empfehlen!). Ein kleiner Campingplatz, der mehr kleine Hütten als Zeltplätze hat,
leer, nur 100 Skr. und die Leute sind sehr nett. Wir bauten unsere Zelte direkt am See auf und machten gleich
Bekanntschaft mit den Moskitos, die bei Windstille uns zu tausenden umkreisten. An diesem Abend starteten wir
unsere Jungfernfahrt, um einen dicken abgetriebenen Gummi-Orka zu retten. Damit haben wir ein paar Mädchen
glücklich gemacht und man soll schließlich jeden Tag eine gute Tat vollbringen! Unser Ona:ke geht ab wie
Schmidts Katze! Dann sind die Männer losgefahren um die Autos umzuparken. Ich habe solange im "Wohnzimmer"
gewartet. Umgeben von Regen, Regenbögen und freundlichen Schweden. Der Nachteil war bloß, dass ich kein Wort
verstand. Gegen 23:00 Uhr waren die Männer wieder da und es gab lecker chinesisch aus der Büchse.
Um 1:00 Uhr sind wir notgedrungen ins Bett gekrochen. Es war noch soooo hell!
08.Juli Dienstag Hotagen
8:45 Uhr wecken. Es hatte schon die halbe Nacht geregnet. Wir haben im Aufenthaltsraum
gefrühstückt (trocken und warm). Und dann überleg, überleg...! Graue regnerische kühle Einheitssuppe vor dem
Fenster. Aber schließlich haben wir unseren zivilisierten Schweinehund überwunden, die klatschnassen Zelte
zusammengeschmissen und die Boote gepackt. 12:30 Uhr sind wir dann mit den besten Wünschen der Zeltplatzwirtin
losgefahren. und wir wurden belohnt: denn es hörte bald auf zu regnen! Unterwegs hatten wir ganz schön Gegenwind,
aber man gewöhnt sich schnell wieder ans paddeln. An der Halbinsel Adraget haben wir ein Päuschen eingelegt.
Zwischen großen Steinen eine gute Ausstiegsstelle zu finden ist manchmal gar nicht so leicht. Aber unser
Pausenbier lockte! Die Halbinsel reicht fast von einer Seite bis zur Anderen und an der engsten Stelle ist
ganz schön starke Strömung. Steffen hatte die Idee, an der Abbruchkante könnte man ja mal die Angel
auswerfen! Gesagt, getan und innerhalb einer Sekunde war ein riesigen Hecht an der Angel!!! Staun! Nachdem wir
ihn fachmännisch von seinen Leiden befreit und in einen Müllsack verstaut haben, paddelten wir weiter.
Durch den Flintfjärden bis Skottmanssundet. Rechter Hand sind kleine Inseln in einer kleinen Bucht. An der
Landzunge direkt dahinter kann man gut anlegen und durch Zufall (Pullerpausensuche) habe ich einen schönen
Lagerplatz mit Feuerstelle entdeckt. Die Zelte standen gerade, da fing es wieder an zu regnen. Wir haben dann
zwar unsere Plane aufgespannt, aber eine große Erleichterung war es nicht, denn auch Moskitos ziehen ein
trockenes Plätzchen vor. Die Viecher sind so winzig, dass sie sogar durch meine, über den Kopf gestülpte Gardine
kriechen! Aber unser lecker Fisch (3 Leute waren richtig satt von einem Fisch!)und Cola-Whiskey haben unsere
Leiden gemildert.
09.Juli Mittwoch Skottmanssundet
Langschläfer! Erst 10:00 Uhr aufgestanden, da es bis dahin geregnet hat. Nachts halb zwei ist Frank
aus dem Zelt gestürmt und hat unsere Habe (die Plane und was darunter lag) vor einem plötzlich aufgezogenem Sturm
gerettet. Nach einem kräftigen Frühstück, haben wir es heute 12:30 Uhr geschafft loszufahren. Als wir so schön
am zusammenpacken waren, haben doch tatsächlich 3 Kanus den Hotagen überquert! Die ersten Boote die wir hier oben
sehen. Kaum saßen wir im Boot, öffnete der Himmel seine Schleusen, aber richtig. Eine Stunde ununterbrochen sehr
starker Regen. Kurz vor der Insel Tallön hat es aber wieder aufgehört. (Schleichwerbung: Unsere neuen Langer
Paddlerregenjacken sind einsame Spitze! Dicht wie nix und tragen sich auch bei Nicht-Regen sehr gut. Spitzdecke
zu, Hut auf und uns kann kein noch so starker Regenguss ärgern! hihi) Später kam die Sonne raus und wir konnten
angeln, paddeln, gucken, Natur genießen...schön. Gegenüber von Alviken gibt es eine kleine Insel. Zwischen
dieser und dem Festland sind wir angelnder Weise durchgepaddelt und haben (natürlich!) den Wobbler
im flachen, steinigen Wasser verankert. Dann kam der Wind. Rückenwind. Aber so stark, dass es schon wieder
anstrengend wurde. Ab Kungsnäset haben wir bis zum Abend gegen die hohen Wellen gekämpft und nebenbei nach
einem schönen Lagerplatz Ausschau gehalten. Kurz vor Paradiset sind mitten auf dem See mehrere kleine Inseln,
da haben wir Inselhopping betrieben immer in der Hoffnung, doch ein ganz klein wenig in den Windschatten der
Inseln zu kommen. Aber zum Anlegen ist alles zu steinig. Also blieb nur paddeln übrig. Gegen Abend haben wir
endlich einen halbwegs vernünftigen Lagerplatz gefunden. Am gegenüberliegenden Ufer von Västra Laxviken.
Letzte Landzunge vor Hovdet. Der Sturm peitschte über die Lagerstelle und mir war trotz Sonnenschein furchtbar
kalt. Die Zeltplätze sind genau oben auf dem Bergrücken und wir haben unser Zelt an einer Birke festgebunden,
damit es nicht wegfliegt. Auf der windabgewandten Seite gab es aber einen kleinen Feuerplatz. Da richteten wir
uns dann häuslich ein und die Boote bekommt man hier auch gut aus dem Wasser. Dieser Lagerplatz ist eigentlich
wunderschön. Man hat weite Sicht über den Hotagen und man ist einige Meter über der Wasseroberfläche mit einer
schönen, obzwar steinigen Badestelle. Wenn bloß der Sturm nicht wäre! Aber winddichte warme Sachen an, Tee mit
Rum, Spaghetti Carbonara und Reste-Rührei und uns geht es richtig gut!
10.Juli Donnerstag Hotagen-Hovdet
Heute haben wir uns schon um 8:15 Uhr aus dem Zelt geschält. Nach einem Morgenbad, Frühstück und Zelte im Wind
einfangen, sind wir 10:30 Uhr losgepaddelt. Es ist von hier aus nur 500 m bis zu unserer 1. Umtragestelle.
Hier verlassen wir auch unsern schönen, großen und beeindruckenden Hotagen. Linker Hand vor dem Damm haben wir
angelegt und erst mal die Lage gepeilt. Hier zelten etliche Angler. Die haben uns freundlicherweise später auch
den Weg gewiesen. Direkt am Ufer geht ein Weg bis direkt hinter den Damm. Dort befindet sich eine kleine Rasthütte, die
gut besucht war. Sogar einige Paddler. Aber nach näherer Betrachtung kann man her nicht einsetzen. Es sei denn,
man will Wildwasser fahren. Und wir hatten das eindeutig nicht vor. Wir konnten auch nicht sehen, wie der
Harkan, der hier beginnt, hinter der Biegung weitergeht. Vom Damm aus, geht die 'richtige', lange Umtragung
geradeaus an einem großen Haus und an einigen Wochenendhäusern vorbei, auf einer befestigten Straße. Nach circa
1 km biegt rechts eine etwas schmalere Piste ab, durch eine Schranke versperrt. Diesem Weg folgt man weitere 2 km.
Kurz nachdem man rechts das Rauschen einer Stromschnelle hört, zeigt ein bemaltes Paddel nach rechts in Richtung
Fluss. Dort kommt man auf halsbrecherischem Weg wieder runter zum Harkan. Wir haben unser Boot geparkt und sind
zurück um Steffens Boot zu holen. Und es gibt doch so nette Menschen auf der Welt. Denn als wir zurückkamen,
schenkte uns einer der schwedischen Angler 3 eiskalte Colas!! Bei der Hitze, die heute herrschte, ein wahrer Segen.
Nun schulterten wir das Faltboot und marschierten den weiten Weg zum 23. Mal! Gegen 15:00 Uhr war unsere
Umtrageaktion endlich erfolgreich beendet. Erst mal ein Bier... und dann gucken, wie's weitergeht. Denn
unmittelbar nach der Einsatzstelle beginnt eine kurze und harmlose Stromschnelle. Aber selbst wir bis dahin
unerfahrene Wildwasserpaddler hatten nicht einen Kratzer an unserem neuen Kanu!! Die nächsten 8 km sind wir
ohne Wind bei strahlendem Sonnenschein über den Lovsjön gepaddelt. Der See ist einfach traumhaft schön.
Glasklares Wasser und man hat stellenweise das Gefühl über ein Unterwassergebirge zu fahren. Plötzlich sieht man
steile Felsen aus der Tiefe kommen, welche erst kurz unter der Wasseroberfläche enden. Manchmal ein gigantisches,
unheimliches Gefühl. Das muss man gesehen haben! Der Abfluss aus dem Lovsjön sind die Lovsjönströmmen. Und wie der
Name schon sagt, strömt es hier. Aber für den heutigen Tag haben wir genug getan und machen an der letzten
Landzunge rechts im Lovsjön Rast. Dort fällt ein Felsen sanft ins Wasser ab. Ideale Bade- und Angelstelle.
Wir versuchten auch Fische totzuschlagen, aber heute ohne jeglichen Erfolg. Auf der Nachbarlandzunge haben
Frank und ich einen Elch gesehen und Steffen ein Rentier (das war aber ein- und dasselbe Viech!).
Frank hat sich bei der Zeltplatzsuche auf ein paar Meter angeschlichen als es äste. Wir haben dann festgelegt,
dass es wahrscheinlich doch ein Rentier war. Da die Männer bis 21:30 Uhr mit Ihren Angelkünsten nix erreichten,
(außer das Steffen FAST einen Hecht mit seinem Löffelblinker gefangen hätte) und wir schon halb verhungert
waren, mussten wir notgedrungen doch unsere Nudeln kochen. Die Sonne schien herrlich und ich habe nachts halb
eins im Zelt noch gelesen (ohne Lampe!).
11.Juli Freitag Lovsjön
Unser allmorgendliches Aufstehritual dauert immer länger. 8:15 Uhr aufstehen, 10:30 Uhr Abfahrt. Aber wir haben
ja schließlich Urlaub und 'ne Menge Zeit. Vor uns die Lovsjönströmmen. Am letztmöglichen Ufer rechts angelegt und
Fotosession vorbereitet. Steffen ist als Erster und wir hinterher und jeweils der Andere hat fotografiert. Auf
der Karte sind 2 Schnellen eingezeichnet. Die Erste ist relativ kurz und einfach zu durchfahren. An der nächsten
Kurve wurde das Rauschen wieder lauter. Rechts ans Ufer und wieder gucken! Zum Paddeln war es uns zu flach und
zum Umtragen zu anstrengend (ein schmaler kurviger Trampelpfad mitten durch den Wald über Stock und Stein).
Also: treideln! Pro Boot haben wir ca. 20 min. gebraucht. Danach haben wir im Ockern-See ein ausgiebiges
Bierpäuschen gemacht. Danach haben wir die Angeln ausgepackt und wollten gemütlich weiterpaddeln. Frank hat
seinen Wobbler von der Angel geschmissen (zurückpaddeln zwecks Rettungsaktion, zum Glück schwimmen die Teile).
Und Steffen musste baden gehen, weil sein Haken an einem Stein fest hing. Aber Fische gefangen haben wir keine.
Dann sind wir unter der Straße 339 bei Föllinge durchgefahren und haben am Rastplatz direkt an der Straße rechts
kurz Rast gemacht. Ich hatte die irre Vorstellung, dass es dort Wasser geben könnte. Aber außer einem Wohnwagen,
einem Grill und 2 Trockenklo's gab es nichts von Nutzen. Dann näherten wir uns Näsforsen. Unser erstes Kraftwerk.
Rechts neben dem Werk aussetzen (gute Ausstiegsstelle), über den Damm, geradeaus weiter über die Wiese,
an Hütten vorbei und links der Straße steil bergab folgen. Dort trifft man auf eine Rasthütte (natürlich für
Angler) mit Tisch und Feuerstelle und 'nem Klo. Schöne Wiese, optimal zum Übernachten. Der Flusslauf sieht toll
aus: steile hohe Felswände unterhalb des Dammes. Ohne Kraftwerk wäre die Strecke mit Sicherheit nicht befahrbar!
Die Umtrage ist ca. 800 m lang. Hier habe ich meine ersten Walderdbeeren geerntet. Was für ein Fresschen (lecker!).
Vorher haben wir fast einen ganzen Sack Kartoffeln im Feuer geröstet und gefuttert (Bootsgewicht reduzieren!).
Da heute Freitag ist, haben wir die halbe Nacht Musik-Beschallung gehabt. Eine Jugendgang feierte in einer Hütte
am anderen Ende des Sees!)
12.Juli Samstag Näsforsen
Heute durfte ich etwas länger schnubbeln, denn es regnete! Es gab zum Frühstück aufgepufften Bauschaum! Manche
sagen dazu Wasa-Brot und finden es lecker??? Über den Sandviksjön sind wir größtenteils gesegelt, mit meinem
Regenschirm, und wir haben rasante Fahrt gemacht! Links sind wir an der Insel Lövön vorbei und haben uns auf den
Harkan gefreut. Das letzte Mal im stillen Wasser dümpeln und Bier trinken. Denn vor uns haben wir am Ende der
Insel schon die Strömung des Harkan gesehen. In der Mitte des Wasserlaufes sieht man einige Inseln. Rechts ist
der Wasserlauf breiter als links. Also haben wir erst mal nach rechts geschaut. Total flacher, steiniger
Flusslauf und kaum noch Strömung. Hier muss man mindestens treideln. Aber meine Männer waren mutig. Also sind wir
links der Inseln in den Arm eingebogen. Anfangs fuhr es sich wunderbar. Nach ca. 500 m ...Rauschen voraus.
Und am Ufer kaum Möglichkeiten zum Anlegen. Also, hinein ins Vergnügen. Ab und zu hat es mal gepoltert und dann
ging es fröhlich voran. Nach der zweiten Mittel-Insel wollten wir rechts anlegen, um evtl. doch noch auf die
breitere Flussseite zu wechseln, aber die Strömung war schon zu stark. Also weiter! Die Schnellen waren eigentlich
ganz gut fahrbar, aber dann...polter, polter, aufgesetzt, wieder befreit, weiter polter und rumpel und
dann... Links war der Flusslauf durch Steine blockiert und rechts stürzte das ganze Wasser eine ca.
dreiviertelmeterhohe Stufe 'runter. Bis ich das realisiert und vor Schreck Sch... gebrüllt habe, hat uns Frank
schon wunderbar 'runtermanövriert. Wenige Meter nach der Stufe wurde das Wasser so flach, dass wir treideln
mussten. Im Knietiefen stark strömendem Wasser haben wir unser Boot in einem sicheren ruhigen Hafen deponiert und
nach Steffen in seinem Faltboot Ausschau gehalten. Der ist oberhalb der Stufe ausgestiegen und stand so in der
Strömung rum und wusste nicht so recht, was nun. Frank wollte zu ihm hin, um das Boot zu treideln, aber den
Harkan zu queren ist gar nicht so einfach. Ich stand inzwischen wie ein rasender Reporter am sicheren Ufer und
versuchte das Spektakel auf Film zu bannen. Steffen hat sich dann doch spontan entschlossen, wieder ins Boot zu
steigen. Er ist über die Stufe in einem Satz rüber, auf irgendeinem Stein unterhalb mit der Sente aufgeschlagen,
einige Meter unterhalb aus dem Boot gesprungen und dann hat er sein Boot gerade noch an der Leine fassen können.
Später sagte er: "Alles rein prophylaktisch". Auf jeden Fall hat das Faltboot mehrere kleine Löcher gehabt.
Also haben wir das Boot im sicheren Hafen leer gemacht, getrocknet und provisorisch mit Tape-It geklebt. Das hat
zumindest bis zum Abend gehalten. Die Stelle, wo wir unser kleines Abenteuer hatten, ist wildromantisch.
Zu beiden Seiten des Flusses Wald, flaches steiniges Ufer, über uns blauer Himmel... ...man könnte meinen man ist
in Kanada. Nach dieser Aktion ging es weiter auf dem wunderschönen Harkan, nur mit dem Nachteil, dass man hier
erst mal ein Stück treideln muss. Allmählich wird die Wasserrinne so tief, dass man wieder paddeln kann.
Man kann auch am Ufer entlang bis zum Ende der Mittelinsel laufen, so wie ich. Ein herrlicher Anblick. Der Harkan
wird breit und sieht jetzt echt schon wie ein richtiger Fluss aus. Man merkt es auch beim paddeln. Die Strömung
trägt uns gemütlich flussabwärts. Wir suchten recht zeitig nach einem Übernachtungsplatz (Boot flicken), aber
hier ist es wie an der Strandmeile von Kühlungsborn (nur in schwedischem Maßstab). überall, wo man an Land kommt,
ohne Sumpf und Heidelbeeren, steht eine mehr oder weniger hübsche Hütte. Wir hatten uns gerade schön entspannt,
kamen super voran, die Sonne schien... Rauschen voraus! Schnell rechts angelegt, ausgestiegen, gucken. Aber die
Schnelle sah harmlos aus. Also wieder in die Boote und jippieh, durch! Rechts am Ufer ist eine gutbesuchte
Anglerhütte, die haben uns alle beobachtet. Wir waren hier oben wirklich ein seltener Anblick. Obschon man vom
Campingplatz in Lit die Möglichkeit hat, ein Boot auszuleihen und diese Tour zurück zum Zeltplatz zu machen.
Danach ging es ziemlich lange gemütlich weiter. Ich lag faul auf dem Boot 'rum, träumte, genoss die Sonne und die
Ruhe und Frank hat mich gepaddelt. Auf dem ganzen Stück gibt es bestimmt 5-6 Schutzhütten für Angler (z.T. mit Klo),
wo man gut übernachten kann. Hier verlassen wir die Bla Karten Nr. 203 Föllinge und fahren nur mit einem Stück
Kartenkopie. Nach unserer Vermutung fangen kurz nach Aspnäset die nächsten Schnellen an, relativ heimlich.
Als wir merkten, dass wir in den Schnellen sind, war spontan an anhalten nicht mehr zu denken. Aber es sah
paddelig aus: also PADDELN! Problem: die Schnellen nehmen kein Ende. Im Prinzip war nur schnelle Strömung die
im Zickzackkurs um die Sandbänke fließt. Auf den Sandbänken stehen zu Tausenden Fliegenfischer und angelten wie
wild. Wir hatten einige Male Bodenkontakt und einmal hat es mörderlich gekracht, als wir einen großen Stein
übersehen haben, auf den wir mit der Seite voll draufgeknallt sind. Schreck... aber nix passiert. Mitten in
diesen Schnellen haben wir eine weitere Schutzhütte entdeckt. Bremsen, anhalten, wenden...Kampf! Aber wir haben
es geschafft anzulegen. Das Ufer ist wie überall flach und kiesig. Wir haben unser Auto erreicht. Auf der
Lichtung wo es abgestellt war, stehen jetzt noch 2 Wohnwagen. ( Holländer und Schweden). Alles Angler und sehr
schweigsame Leute mit denen man nicht ins Gespräch kam. Schätzungsweise befindet sich die Hütte bei Mangbodarna
ca. 5 km vor Husas. Abends sitzen wir am wärmenden Feuer (ganz schön kalt heut' abend) und bedauern unsere
demolierten Boote, die morgen geflickt werden wollen. Faltboot hat 2 kleine Löcher und ONAKE 3-4 tiefe
rausgeplatzte Schmarren. In der Abendsonne sieht die Landschaft noch viel schöner aus und wir sind mit Anfang
Juli so günstig unterwegs, dass es kaum dunkel wird.
13.Juli Sonntag ca. 5 km vor Husas
Ausschlafen bis 10:00 Uhr, Frühstück in herrlich warmer Sonne (gestern Abend waren nur 7°C). Dann sind wir los
und haben das Auto aus Rötviken geholt. Nun durfte ich auch die tollen Pisten bewundern, wo immerhin 90 kmh
erlaubt sind. unterwegs haben wir eingekauft, da der Föllinge-Supermarkt bis 13:30 Uhr geöffnet am Sonntag.
Ekelhafte Halbfettmargarine und Brot. Dann haben wir für die nächsten 10 Tage Vorräte gehortet und die Männer
haben die Autos wieder umgeparkt. Diesmal 160 km! Ich war ganz schön skeptisch, zumal irgendwo unterwegs auch
unsere zweite Wasserwanderkarte endet. Ich war inzwischen auf der Suche nach Pilzen o.ä. Aber für Pilze war es
zu trocken, Heidelbeeren blühen hier oben erst, und Walderdbeeren gibt's hier keine. 20:00 Uhr waren die Männer
wieder da, und es gab Abendbrot (Spätzle mit Zwiebel, Knoblauch, Wurst). Ende des Gammeltages.
14.Juli Montag immer noch am selben Ort
Heute geht es endlich wieder weiter. Den fröhlich strudelnden Harkan weiter flussabwärts. Immer höchste
Aufmerksamkeit, da eine Schnelle der anderen folgt. Große Steine und Sandbänke (auf der meist ein Fliegenfischer
steht). Wenn man aber der größeren Strömung folgt und ab und an Gas gibt um an großen Steinen vorbeizukommen,
paddelt es sich ganz gut. Ca. ab Huse, kurz vor Högfors ist der Harkan gestaut und daher ganz friedlich. In
Högfors gibt es ein Kraftwerk, wo man ca. 800 m umtragen muss. Links am Steg raus, Richtung Kraftwerk immer dem
Weg folgen, nach dem Kraftwerk rechts ziemlich steil ´runter und über Steine wieder einsetzen. Letztes Stück über
die Steine nicht mit Bootswagen befahrbar. Das ist die erste Stelle wo wir einen Wegweiser für Wasserwanderer
gesehen haben. Also sind wir doch nicht die Einzigen? Nach dem Kraftwerk wurde es wieder etwas strömiger,
aber auch nicht viel. In Lit sind wir dann auf dem Campingplatz gelandet. Das Flusswasser ist zwar sauber und
auch nicht kalt, aber 'ne warme Dusch hat doch was. Heute haben wir unterwegs 2 Holländer mit Leihkanus
getroffen. Man kann sich von Lit aus zum Anfang des Harkan fahren lassen und in 2 Tagen ist man wieder hier.
Die Holländer haben am Beginn des Harkan die rechte Seite genommen, war nicht so schlimm, vor allem langsamere
Fließgeschwindigkeit, da diese Seite breiter ist. Heute gab's Nudeln mit Pilzgeschmack. Zeltplatzgebühren 95 SKR.
Karten in Richtung Heimat wollte ich kaufen, aber es gab keine Marken dazu. P.S. In der Zivilisation gibt
es richtig hässliche dumme Menschen. z.B. ein fetter Typ, der mit seiner Angel junge Barsche gefangen hat und
die Fische wieder ins Wasser zurückwarf, nachdem er sie uns 5x angeboten hat. Die schwammen dann alle
mit dem Bauch nach oben an der Badestelle herum. Aber er war nicht der Einzige seiner Art...
15.Juli Zeltplatz Lit
9:00 Uhr aufstehen, Wasser sichern und kurz nach elf endlich weg, wieder in die Stille der Wildnis. An dieser
Stelle verabschieden wir uns vom Harkan und setzen unsere Reise auf dem Indalsälven fort. Hitze, Sonne pur.
Wir sind ca. 1 km gefahren und haben hier rechts am Ufer eine schöne Übernachtungsmöglichkeit entdeckt. Für alle
Zeltverweigerer 1 km weiter, rechts am Ufer Anglerhütte. Der Tag bestand heute aus leichtem seepaddeln, angeln
und faulenzen. Wir hatten den ganzen Tag leichten Gegenwind und manchmal ganz schöne Wellen, gegen die wir
ankämpfen mussten. Gegenüber der Halbinsel Mon haben wir am winzigen Zufluss eines kleinen Sees heute
Pause gemacht. Die Ufer sind bis hier fast überall bebaut und es ist nicht einfach ein lauschiges Plätzchen zu
finden. Dann ging es weiter bis Miaskog. Seit Mon ist der Indalsälven wieder fast wild mit wenigen Häusern, aber
auch wenigen Landemöglichkeiten. Es gibt auch keine Angelhütten mehr. Spätestens hier am Kraftwerk merkt man,
dass hier kaum Wasserwanderer unterwegs sind. Das Kraftwerk ist riesig, mit gigantischen Hochspannungsmasten.
Rechts vor der Staumauer haben wir in einer verwilderten Ecke mitten im Gestrüpp die Boote ausgesetzt,
über Berge getrockneten Restzementes geschleppt, und sind auf der Straße unter den brummenden Leitungen durch.
Ein unheimliches Gefühl. Bei Regen oder Gewitter möchte ich hier nicht langgehen müssen. Dann geht ein ganz
ordentlicher Weg bis fast direkt ans Ufer. Unsere Zelte haben wir mitten auf dem wahrscheinlich sehr selten
benutzten Weg aufgeschlagen. Trotz Hitze haben wir uns geweigert zu baden. Das Wasser unterhalb von Miaskog
ist dreckig und voller Scherben, Schrott und Gerümpel aller Art. Im Laufe des Tages haben wir einen kleinen Barsch
gefangen, der abends den Weg in unsere Bratpfanne fand. War ganz lecker, nur das nächste Mal wird er geschuppt.
16.Juli Mittwoch Miaskog
09:00 Uhr mit Klärgrubenduft aus süßen Träumen gerissen, wie romantisch. Außerdem pralle Sonne und Affenhitze.
Unser größter Wunsch: Baden! Aber in dem dreckigen Wasser unmöglich. Also beeilen. Jeder ist genervt von Bremsen,
Mücken und Schweißbächen. Wir sind dann ca. 1 km gepaddelt und da fanden wir eine herrliche Sandbank mit sauberem
Strand und klarem Wasser. Wie neugeboren machten wir uns an die nächste Umtragestelle. Ca. 2 km vor Näverede
quert ein alter Damm den gesamten Midskogsselet. Links kurz vor dem Ufer ist eine kleine Brücke und einige Häuser.
Steinig aber gut zu paddeln. Ein wunderschöner See, still wie ein Spiegel und ein armer Barsch musste hier sein
Leben lassen. Kraftstation Näverede hat uns gute 3 Stunden gekostet. Links des Staudammes ist nur Sumpf und ein
steiler Anstieg zum Damm mit Leitplanke. Über den Damm verläuft die Straße nach Stugun. Wir haben schließlich
rechts an einem kleinen Häuschen ausgesetzt. Steiles, steiniges Ufer. Hier endet ein Weg, über den man zur Straße
kommt, haben den Damm gequert und kurz nach der Kurve sind wir rechts in einen Waldweg eingebogen. Hier ist eine
Raststelle, sieht man vom Damm schon. Hier kann man notfalls auch übernachten. Die Einsatzstelle war gut.
Ruhiges, steiniges Seewasser (und Ameisen). Von da an ging es abgesehen von der Affenhitze geruhsam weiter.
Auf der Insel bei Torsgard gibt es traumhafte Sandstrände zum Baden. Von hier ab sind alle Ufer wieder dicht
bebaut. Unser heutiges Etappenziel ist der Campingplatz in Stugun. Eingezeichnet ist er auf der Karte, aber er
existiert nicht mehr. Jetzt zelten wir fast mitten im Ort, rechts vor der Brücke, direkt gegenüber von Stugun am
Ende eines Waldweges. Kurz über uns die Straße und die ersten Häuser sehen wir auch. Gegen 22:30 Uhr sind wir
endlich angekommen, aber es bleibt ja lange hell. Als Krönung des Tages ging noch unser Zeltgestänge in die Brüche.
Also fummeln, Reparaturhülse drauf und hoffen, dass es hält. Unterdessen hat Steffen Barschi filetiert, geschuppt
und dann sind die Männer noch zur Tankstelle gelaufen und haben uns frisches Wasser besorgt. Das war das einzige
worauf ich mich gefreut habe. Frisches, kaltes Wasser in mir und um mich ´rum. Dass das der Beginn eines
Jahrhundertsommers war, wussten wir ja noch nicht. So gegen 23:00 Uhr gab es Abendbrot mit ca. 1 Million Mücken.
17.Juli Donnerstag Stugun
07:30 war die Nacht wegen der Affenhitze im Zelt zu Ende. Raus aus dem Bett und 'rein ins Wasser war eines. Das
ist eindeutig der Vorteil vom WASSERsport. Nackt ins Wasser, egal ob uns mitten im Ort jemand beobachtet. Bevor es
für heute so richtig losging, haben am Rastplatz vor der Brücke noch mal angelegt und unseren Abfall in eine
Mülltonne geworfen. Da wurde uns von Wohnmobil-Bewohnern applaudiert, weil wir unseren Müll sammeln und mitnehmen!!
Peinlich für die gesamte Paddlerinnung. Dann noch mal zur Tankstelle, Wasser tanken und ein großes EIS!
Trinkwasser gibt's an einem kleinen Häuschen links der Tanke. Da ist außen ein Wasserhahn. Denn das Wasser des
Indalsälven eignet sich zum Geschirrabwaschen und Baden, klar ist es auch, aber hier stehen doch schon viele
Hütten, kleine Ortschaften, einige Motorboote und manchmal liegt auch Müll im Fluss (siehe Miaskog). Im Harkan war
das aus unserer Sicht noch kein Problem. Wir sind dann unglaubliche 2 km gepaddelt, bis wir am Kraftwerk Stugun
ca. 600m umtragen durften. Da wir immer erst eine halbe Ewigkeit nach Ein- und Ausstieg sowie einen gangbaren Weg
suchen müssen, eine zeitraubende Angelegenheit so ein Kraftwerk. Hier geht es am Besten rechts kurz vor dem
Kraftwerkszaun die Böschung durch hohes Kraut und Gräser rauf, am Ende der Leitplanke Boote beladen, ein Stück die
Straße entlang. Nach ca. 300 m zweigt links ein Feldweg ab, der zu einer Anglerhütte führt. Wäre auch eine gute
Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben hier ausgiebig gebadet und geangelt, so ca. 3h (ohne Erfolg). Wenn man
lospaddelt, merkt man noch die starke Strömung vom Kraftwerk. Nach ein paar Metern gibt es links die nächste
Hütte mit Ü-Möglichkeit. Eigentlich wollten wir heute noch ein gutes Stück paddeln, aber es kündigte sich ein
Gewitter an, ich bekam Panik und habe beim ersten Grummeln auf Abbruch plädiert. Wir suchten also nach einer
schönen Stelle und haben sie auch gefunden. Weite 5 km nach der Umtragestelle. D.h. wir sind heute 8 km gepaddelt!
Rekordverdächtig! Wir waren auch schon 15:30 Uhr in der "Barschbucht". Unser Rastplatz liegt am linken Ufer hinter
Mörtan. Auf der Karte ist an dieser Stelle ein kleiner See in Form einer 8 eingezeichnet, hinter einer kleinen
Bucht, Wildes Terrain und gerade mal 2 Zeltplätze. Aber an der Anlegestelle kann man schön angeln und baden.
Heute gab's zu Abend Hecht und Barsch aus unserer hauseigenen Barschbucht. Und von unterwegs 2 Barsche dazu.
Alles in allem ein schöner fauler Tag bei herrlichem Sonnenschein und wenn man ab und zu den Kopf unter Wasser
taucht, ist die Hitze auch zu ertragen.
18.Juli Freitag Mörtan (Barschbucht)
Der gleiche Spaß wie gestern! Vor Hitze sind wir 7:15 Uhr aus dem Zelt gefallen und auf direktem Weg ins Wasser
gesprungen! Wir haben gleich unser Zeug zusammengepackt und Steffen wurde gegen 9:00 Uhr geweckt. Immerhin
haben wir es geschafft gegen 11:00 Uhr abzulegen. Da wir vom gestrigen Tag etwas aufholen wollten, haben wir
gleich Betrieb gemacht. 1 Stunde bis Höhe Stömsnäs. Ausgiebige Pause! Dann ging es bei ständigem leichten
Gegenwind, leichten Wellen, Sonne satt und in Begleitung vieler Bremsen und Dreiecksfliegen weiter bis zur
nächsten Pause bei Vagsäter (an der Spitze der Landzunge). Auf den großen Steinen ist es zwar rutschig, aber man
kann wunderbar baden! Den ganzen Tag über hatten wir unser Ziel, den Berglundstorped vor Augen. Ein wunderschönes
Bergmassiv, an dem sich die Straße entlang schlängelt und hindurchführt. Links der Berglundstorped, links der
Forsberget und mittendurch hat sich der Indalsälven sein Bett gegraben. Ca. 16:00 Uhr waren wir am Kraftwerk
Krangede. Linker Hand ist eine wüste Wiese mit einem kleinen Häuschen drauf. Kleine Trampelpfade führen zum Ufer,
wo man aussetzen kann. Die Männer haben unser Kanu umgesetzt und ich durfte im Schatten sitzen bleiben. 16:40 Uhr
sind sie losgelaufen und 18:00 Uhr waren sie wieder da! Die Umtragestelle ist ca. 2,5 km lang, ca. 25 min straff
laufen! Der Weg führt zunächst 600 m die Straße am Kraftwerk vorbei, dann biegt man in eine Piste rechts zum
Lanthandelsmuseum ein. Dort kann man den wenigen existierenden Paddlerschildern folgen, geradeaus mitten in den
Wald. Irgendwann kommt man an eine Art Sandkuhle, Geröllhalde o.ä. wo man bequem (aber nicht romantisch schön)
wieder einsetzen kann. Wahrscheinlich wird im Kraftwerk der Fluss unterirdisch weitergeleitet, da das Flussbett
unterhalb trocken ist. Schräg gegenüber der Einsatzstelle gibt es eine kleine Sandbank, wo auch ein eisiger Bach
aus den Bergen herabkommt. Hier kann man herrlich baden. Inzwischen war es 19:00 Uhr und wir sahen, kaum das wir
im Boot saßen, schon die nächste Staumauer. Ächz, Stöhn! Ich muss gestehen, ich war ein klein wenig genervt von
der Plackerei. Aber realistisch betrachtet, könnte man ohne die nervigen Kraftwerke und Staustufen diesen Fluss
wohl gar nicht paddeln. Wir suchten nun auf dem 3 km kurzen Stückchen zu nächsten Umtrage nach einem netten
Plätzchen für die Nacht. Aber entweder war das Ufer bewohnt, steil oder dicht bewaldet. Da wir zu keiner weiteren
Plackerei zu bewegen waren, haben wir uns ganz frech auf die Aussatzstelle gestellt. Linker Hand vor der Staumauer
ist eine Halbinsel, die umfährt man und kommt genau auf einen notdürftigen Zeltplatz mit einer klasse
Sonnenuntergangs-Aussicht. Und das Beste: hier gibt es Walderdbeeren (mit Rum) lecker! Das haben wir uns nach
unserer heutigen 23 km Tour redlich verdient. Als ich noch im Kanu auf dem Wasser herumdümpelte, weil die Männer
noch nach der besten Zeltstelle suchten, kam eine Ente mit 8 Jungen, ganz klein und flauschig und Frank hat mir
fast 2 Wildgänse ins Boot gescheucht, die er aufgeschreckt hat. Offizieller Übernachtungsplatz ist hier rechts
vor dem Kraftwerk, wo ein sehr privat aussehender gemähter Weg bis zum Wasser führt. Dort ist auch eine
Feuerstelle und ein Schild für Paddler. Das haben wir aber erst bei unserem Abendspaziergang gesehen.
19.Juli Samstag Gammelänge
Heut morgen Zähneputzen mit Wasserflöhen, besonders lecker. Nach dem Frühstück Aufbruch. Mal wieder umtragen
angesagt. Hier geht man linkslinkslinks????? gleich am Kraftwerk vorbei und findet sogar Wegweiser. Bis man wieder in einer
Stein- und Geröllhalde einsetzen kann. Zum Übernachten ist es hier nicht geeignet. 3 Hütten und dreckiges Wasser.
Nun sind wir 10-12 km gepaddelt, mit der Strömung, aber Gegenwind. In Hammarstrand ist dann unsere Karte zu Ende.
Hier auf dem Campingplatz haben wir noch mal Wasser geholt und noch ein Eis gegessen und schon lächelte uns die
nächste Umtragestelle an. Links ist ein unbefestigter Weg, dort aussetzen, über die Brücke mitten durch den Ort,
am Kiosk gegenüber der Tankstelle in den Sandvägen rein und nach der Rechtskurve auf dem Feldweg Richtung Fluss.
Das letzte Stück ist ein sehr steiler, steiniger Trampelpfad, der zu einer Sandzunge führt. Man kann wunderbar
die Boote beladen, aber zum Campen ist es Nichts. Stromab gibt es hier einige Übernachtungsstellen. Wir haben
gleich wenige Meter nach der Umtrage auf der rechten Seite einen wunderschönen Platz entdeckt. Gegenüber ist
zwar die Strasse, aber die ist relativ weit entfernt. Hier zeltete schon ein Schwede, der mit seinen 2 Kindern
auf Angelurlaub war. Er kam gleich an, bewunderte mich beim Brotbacken und freute sich Gesellschaft zu haben. Er
hat uns mit seinem Selbstgebrannten Schnaps das Hirn vernebelt und wir ihm mit gutem deutschen Bier. Je später
der Abend umso halsbrecherischer unser Englisch. Einfach schön.
20.Juli Sonntag Kankback
Nach dem Abschied vom Schweden, ging es heute wieder bei Affenhitze Richtung Döda Fallet. Uns verfolgte ständig
die Angst vor dem Vattenfall, der in unserer Autokarte als Ausflugsziel eingezeichnet war. Für mich war es eines
der schönsten Stücke der Tour. Gemächliches Flusspaddeln, wenig Strömung, links und rechts steile schroffe Felsen,
schwarzer Wald, Stille... kaum Häuser. Mitten in einer tiefen Klamm führen 2 Eisenbahnbrücken über den Fluss.
Von rechts hörte man ein Rauschen näher kommen und ich hatte wieder mal Panikattacken vor dem Riesen Wasserfall.
Aber das Rauschen entpuppte sich als kleiner Zulauf aus den Bergen. Nach Autokarte zu paddeln ist halt doch nicht
mehr so genau. Erst am Ende unserer Tour haben wir dann die Geschichte über den Döda Fallet (Toten Wasserfall)
kennen gelernt (siehe Nachtrag am Ende). Bei Österede gibt es die nächste Umtragestelle. Svarthalsforget. Man fährt
links auf ein Stück Wiese zu, neben einer kleinen Hütte, dann den Stein-Sandweg steil hoch, an Lagerhallen vorbei,
geradewegs aufs Kraftwerk zu, links vor dem Tor einen Waldweg bergauf, am Kraftwerk vorbei, bergab, Straße weiter,
erster Waldweg rechts ab und wir sind bei der ersten Sandbank. Wenn man dem Weg ein Stück weiter folgt, kommt man
zu einer Übernachtungsstelle. In Richtung Bispgarden lässt es sich auch wieder wunderbar paddeln und angeln.
Den Zeltplatz in Bispgarden kann man vom Wasser aus leider nicht sehen. Ca. 5 km nach Bispgarden ist das Kraftwerk
Stadsforsen. Links aussetzen, flaches steiniges Wasser auf dem Weg zur Strasse hoch und dann immer die Strasse
lang hin. 1,7 km. Eine kleine Einbuchtung am Straßenrand ohne Leitplanke ist die Einsatzstelle, von der aus man
in ca. 2 km schon wieder die nächste Staumauer in der Abendsonne blitzen sieht. Wahrscheinlich hat hier jedes
Dorf ein eigenes Kraftwerk. Eigentlich wollten wir gleich weiterlaufen, aber auf der gegenüberliegenden Flussseite
lag malerisch ein Anglerhüttchen und lud zum Übernachten ein. Frank konnte vom Paddel nicht genug bekommen und
paddelte wie vom wilden Stier gebissen samt Gepäckberg auf dem Fluss 'rum. Ich hab unterdessen Walderdbeeren
gesammelt, die wir zum Abendbrot mit Rum verdrückt haben. Schlemmer! Hicks!
21.Juli Montag Anglerhütte hinter Stadsforsen
Heute brauchten wir nur schräg über den Fluss um die Boote dann 1,4 km über Land zu transportieren. Links in der
Kurve die Steine hoch, dann immer geradeaus am Kraftwerk vorbei und dem Waldweg weiter geradeaus folgen. Der Weg
endet an einem beliebten Ausflugsziel Kung chung... irgendwas (habe leider den kompletten Namen vergessen). Hier
endete in den Jahren 1888 - 1920 ein Passagierdampfer. Gutes Zeichen für weniger Umtragestellen als bisher. Man
muss samt Kanu einen steilen Sandberg 'runter, darf zu Belohnung noch mal schön baden und dann ging es 13:00 Uhr bei
mächtigem Gegenwind weiter. Der Fluss wurde teilweise ganz schön breit, so dass der Wind uns gut fertig machen
konnte. Wellen wie auf der Ostsee und unserem Kanu ein dickes Lob. Super Wellen- und Windlage. Alle Stunde haben
wir uns in einer windgeschützten Bucht ein (Bade-) Päuschen gegönnt. Unser Steffchen haben wir abgehängt und beim
Bierpäuschen ist er an uns vorbeigepaddelt. Gegen 17:00 Uhr waren wir am Kraftwerk in Järkvissle angekommen.
Unser Auto hat hier auf uns gewartet. Man steigt am besten rechts vor dem Kraftwerk, ca. 200 m aus, folgt dem Weg
ca. 700 m. Auf der anderen Seite ist ein großer (Camping-) Platz vor der Brücke. Zweite (und schönere)
Ü-Möglichkeit: man folgt der Strasse über die Brücke, rechts runter am Wohnhaus vorbei und zum Kanucamp. Hier
gibt es ein Klohäuschen, Bänke, Feuerstelle, Infotafel... Super! Schnell Zelte aufbauen und dann unser anderes Auto
holen. Dann gab's noch eine Linsensuppe und dann Nachtruhe vor der längsten Tour dieses Urlaubes!
22.Juli Dienstag Klubbänget Järkvissle
Steffen lassen wir hier zurück. Er will heute gammeln und den Döda Fallet erkunden. Frank und ich machen uns auf
den Weg zur Küste. Boot gepackt, sicher auf dem Sand abgelegt und als wir wieder hingucken, schwimmt unser Ona:ke
mitten auf dem Fluss. Der Wasserspiegel ist unterhalb des Kraftwerkes angestiegen und hat unser Kanu befreit.
Aber Frank konnte es mit einem Satz in die Fluten retten. Das war aber Vollbeladen, gegen die Strömung gar nicht
so einfach. Dann erwartete uns eine traumhafte Tour. Am Anfang Nieselregen (Gott sei Dank mal nicht so heiß),
wenig Wind, mit der Strömung...easy. Einmal machten wir unterwegs an einem Sandstrand ein wunderschönes Päuschen.
Sonst war es teilweise schwierig ein Pausenplätzchen zu finden. Die Ufer sind hier gut bebaut oder es wächst solch
dichter Wald, dass man nicht landen kann. Eigentlich wollten wir nach Arklo auf den Campingplatz, sind aber dran
vorbeigefahren. Wenn man dahin möchte muss man in Karstabron an der Brücke links zum Zeltplatz, der furchtbar
hässlich ist, und dann ca. nach 2 km nach dem Rastplatz Ausschau halten. Wir haben erst nach 5 km angefangen zu
suchen und da war außer einer Kiesgrube nix mehr. Ab 21:00 Uhr haben wir angefangen nach einer
Übernachtungsmöglichkeit zu suchen. Da die Ufer überall wild und steil waren, haben wir uns damit abgefunden
im Dunkeln den nächsten Campingplatz in Bergeforsen anzupeilen. Durch Zufall sind wir 22:00 Uhr in Svedje über
einen kleinen, aber feinen Wasserwanderrastplatz gestolpert. Schnell Zelt aufbauen, Abendbrot machen, denn hier
wird es schon fast wieder richtig dunkel. Heutige Tagesstrecke war Rekord: ca. 50 KM!
23.Juli Mittwoch Svedje
Heute durften wir endlich mal im Schatten munter werden und haben auch gleich bis 09:45 Uhr geschnubbelt.
Wohlverdient! Ein Paar Touris haben uns morgens beim Frühstück besucht und alles bestaunt, sogar das Klo...! Am
Kraftwerk Bergforsens haben wir eine Stunde verplempert, weil mal wieder keine Beschilderungen für Wasserwanderer
vorhanden sind. Für kräftige Bootsträger kann man an der linken Seite über einen schön gemähten Weg super
aussteigen, über den Damm rüber, zu einer Anglerhütte und dann über eine nicht all zu steile steinige Wand wieder
hinein ins Wasser. Aber die Wand war für mich zu heftig. Wir sind dann rechts an der Kanustation ausgestiegen
(Stege und Rampe), Richtung Campingplatz, daran vorbei, weiter über Rad/Fußweg/Eisenbahnbrücke über
die Hauptverkehrsstrasse, nach ca. 100 m endlich ein Wegweiser: Angeln links rein. Direkt unter den Hochspannungsmasten
geht es einen relativ steilen Berg runter. Man folgt der Strasse am Fluss weitere 300 m und kommt zu einer großen
Anglerhütte. Dort gibt es sogar Sandstrand zum wiedereinsetzen. Wir machten wegen ein bisschen Regen erst mal ein
Päuschen, bis wir uns auf die Suche nach der Abkürzung Richtung Timra machten. In der Mitte des Flusses gibt es
eine Insel, an der herrliche Sandstrände zum Baden einladen. Die Abkürzung beginnt bei ein paar Hütten,
die Einfahrt führt durch Schilf und der Seitenarm wird zum Ende immer sandiger und flacher, bis er in einer Röhre
verschwindet. Also sind wir doch den ca. 10 km Bogen um Bergeforsen herum gefahren. Sobald sich der Fluss dem Meer
zuwendet hatten wir starken Gegenwind und herrliche Wellen. Links vor der Brücke (E4) ist wieder ein wunderschöner
Sandstrand, man muss zum baden bloß bis fast zur Flussmitte laufen, um tieferes Wasser zu finden. Nach der letzten
Atempause kämpften wir uns weiter gegen den Wind und die Wellen zur Mündung bei Fagervik. Vorbei am Flugplatz,
wo ganz schön Betrieb war. Direkt in der Mündung in den Klingerfjärden steht auf einer Sandbank ein schönes
Häuschen. Nun kämpften wir uns durch die Wellen, die inzwischen höher als unser Ona:ke sind, vorbei am Golfplatz.
Auf der Suche nach dem Campingplatz, der auf der Autokarte eingezeichnet ist. Als wir in einem kleinen Yachthafen
Zuflucht vor dem Wind suchten, mussten wir erfahren, dass es am Wasser keinen Zeltplatz gibt. Ein bitteres jähes
Ende unser traumhaften Tour. Denn ich war um keinen Preis der Welt dazu zu bewegen, den sicheren Hafen zu verlassen,
zumal er ein optimaler Platz zum aussetzen und warten ist. Wir riefen dann Steffen an und mit den Autos sind wir
noch ein paar Minuten landeinwärts zum Campingplatz gedüst. Finite!
Nachtrag Döda Fallet: "Der tote Wasserfall"
Im Jahre 1796 gab es am einstigen Regendasee einen Wasserfall mit einer Höhe von 35 m! Da der Fluss dadurch
zum Flößen der Stämme der Holzarbeiter nicht geeignet war, ließ sich Vild Hussen - Magnus Huss - aus Sundsvall
etwas einfallen. Er wollte den Böngbach, dorthin wo der heutige Indalsälven verläuft, ableiten. Er grub eine
Rinne am Storforsen (Riesiger Felsen über den der Wasserfall hinabstürzte) vorbei. Beim nächsten
Frühjahrshochwasser leerte sich in der Nacht vom 6.-7. Juni der Regendasee innerhalb von 4 Stunden durch diesen
Kanal. Es entstand eine riesige Flutwelle die über das Öland hereinbrach und viele Häuser wegriss. An der Stelle
des einstigen Abflusses des Regendasee war dann der Wasserfall verschwunden. Durch die Katastrophe blieb dieses
Ereignis im Gedächtnis der Schweden haften. Es entstand ein neuer Wasserfall, der Hammarforsen bei Hammarstrand.
Heute ist hier ein Kraftwerk. Am Lintjärn führt ein Wanderweg durch die enge Felsenschlucht, die wir mit unserem
treuen Ona:ke durchfahren haben.
Gesamtdauer 15 Tage. Wenn man pro Boot einen Bootswagen besitzt und natürlich ausreichend Leute, die das Boot
über Land befördern können und da die ewige Sucherei der Umtragewege wegfällt, ist die Tour sicherlich auch in
wesentlich kürzerer Zeit machar. Aber für An- und Abfahrt in den hohen Norden muss man schon 4-6 Tage rechnen.
Da bleibt uns an dieser Stelle nur Euch noch viel Spass zu wünschen.
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