Annapurna C. Mont Blanc Kilimanjaro Tour Mont Blanc Texel-Gruppe Pyrenäen

PYRENÄEN

Pyrenäen-Hochroute 21.06.-08.07.1997

mit Petra Feichtinger, Frank Keller, Steffen Heinicke, Mathias Bege

Start in Urdos


Mein Schatz


Über Urdos


Refuge du Larry


Frank am Refuge du Larry


Hochoben überm Jacobsweg


Abstieg


Das schöne Tal


Pic di Midi d'Ossau


Pombiehütte und im Hintergrund Pic di Midi d'Ossau


Auf der anderen Seite ist der kurze Wege zu sehen.


Hütte mit Nebel-Fernsehen. Wirkt hier nicht so, aber später kam `The Fog“.


Hier entsprang der Bach, in dem wir tags zuvor gebadet hatten.


Abwechslung ist oberstes Gebot in den Pyrenäen.


Oben steinig, plötzlich seeig, dann schneeig.


Was bringt der nächste Kamm?


Der nächste Morgen im Refuge de Arremoulit


Immer noch der nächste Morgen im Refuge de Arremoulit


Langsamer Aufstieg zur Grenze


Border-Line


Einmal herum in jede Richtung, irrlaufen in Spanien





Zurück in Frankreich


Wochenende, Herberge feucht und kalt, einfach lecker.


Ob es da oben weitergeht?


Nicht für uns geht es weiter, aber vielleicht für den Kollegen hier.


In der anderen Richtung sieht es auch nicht besser aus.


Wo müssen wir hin??????


Kochen und Essen und Schuhe trocknen


Und Entspannung


Cirque de Gavarnie - Wirklich?


So sieht er wirklich aus.


Mein Schatz operiert ihre Augen raus

21.Juni Samstag
An diesem denkwürdigen Morgen, Sommeranfang, um 7:00 Uhr ging es los in Richtung Frankreich, zu unserer ersten richtigen Trekkingtour. Es war eine wundervolle Fahrt... Stau und Regengüsse ohne Ende. Auf jeden Fall sind wir ohne größere Verluste gegen 20:00 Uhr in der Nähe von Lyon in einem Formel-1-Hotel untergekommen. Auf unsere typische unauffällige Art haben wir zu Abend gegessen. Das heißt: Wir setzten uns zu viert direkt vor das Hotel, packten unsere Beutel und Taschen aus, kramten sämtliche Bierdosen aus dem Auto und machten es uns mit Brot, Dosenwurst, Knacker und Salami gemütlich. So ca. 20 m von der Autobahn entfernt, war es richtig romantisch.

22.Juni Sonntag Nach oben
Nach einer lauten Nacht sind wir 6:30 Uhr aus dem Bett gekrochen, haben geduscht und sind nach einem etwas teuren (7 DM für Kaffee und Baguette), aber dennoch guten Frühstück weiter in Richtung Süden gedüst. Während der heutigen Fahrt haben wir wenigstens etwas von der Landschaft gesehen. Sogar einen winzigen Streifen Mittelmeer, zwischen einer mediterranen Landschaft, bekamen wir zu Gesicht. Und dann die ersten Umrisse der Pyrenäen (mußte ich natürlich auf einem Foto verewigen)! Gegen 18:00 Uhr haben wir endlich unser Ziel erreicht, einen kleinen Zeltplatz in Urdos. Direkt am Jakobsweg gelegen, einem sehr bekannten Pilgerpfad nach Lourdes der hier die Pyrenäen überquert, ist Urdos ein schönes altes kleines Dorf. Am Zeltplatz ein herrlicher, leider eingezäunter Bach, vor einem steilen Berg. Ein schönes Panorama, aber da müssen wir morgen hoch. Die Verständigung bei der Bezahlung des Zeltplatzes war lustig. Schließlich wollten wir das Auto hier für über 2 Wochen stehen lassen. Aber mach das mal jemandem klar, der kaum ein Wort englisch kann, und mit deutsch brauchst du es nicht erst versuchen. Aber irgendwie sind wir uns dann doch noch einig geworden. 70 FF für 2 Zelte, 4 Personen, 1 Auto.

23.Juni Montag
8:00 Uhr wecken...Regen! Also haben wir unter einem Dach in Ruhe gefrühstückt und als es fast aufhörte zu regnen, sind wir zu unserer 1. Etappe losmarschiert (10:30 Uhr). Ab Urdos ging es steil bergauf. Am ersten Tag mit schweren Rucksäcken, kein leichtes Unterfangen. Meine Lungen schafften das Schnaufen kaum, und an besonders steilen Stellen hatte ich ständig das Gefühl runter zu fallen. Bei den beiden Pausen (je 30 min.) ist uns ganz schön kalt geworden. Es ist im Moment hier halt kein Sommer im eigentlichen Sinne, bei ca. 10°C. Nach ca. 5h sind wir im Refuge du Larry angekommen. Ein von 3 Seiten mit Bergen umgebenes Hochplateau, eine kleine primitive Hütte, eine kalte Quelle, eine wunderschöne Landschaft und viele Pferde mit Glocken um den Hals. Einfach traumhaft! Zwei Franzosen machten mit uns Rast, sind dann aber weitergezogen. Nachdem wir aus der Ferne Holz organisiert hatten, machten wir im Kanonenofen ein schönes Feuerchen. Das tat auch Not, denn abends wurden wir in Wolken gehüllt und es wurde empfindlich kalt. Die Wolken fielen scheinbar über die Bergkämme nach unten und kurz bevor die Sicht nur noch ein paar Meter betrug, sahen wir, wie vom Kamm noch 2 Wanderer herunterstiegen. Man hatte fast Angst, daß sie die Hütte nicht mehr finden. Aber nach einer halben Stunde kamen sie dann doch völlig verfroren an und stellten sich als Charlotte aus Dänemark und Douglas aus Südafrika vor. Die waren ganz lustig, wir hatten einen schönen Abend. In der Nacht raste dann Douglas wie ein Verrückter aus der Hütte und hat mit lautem Gebrüll die armen Pferde verjagt, die sich in der Nähe zusammengefunden hatten (mit Glocken um den Hals). Da Pferde auch in der Nacht nie ganz still stehen, war es ein ständiges Gebimmel. Sie bimmelten und und bimmelten, dann kam Douglas und scheuchte sie auf. Da erst, sie bimmelten, bimmelten und bimmelten. Spätestens jetzt war jeder wach. Aber nicht für lange...schnarch.

24.Juni Dienstag
Wir erwachten unter dem Dach in völliger Finsternis, denn es gab keine Dachluke, kein Fenster, nichts. Und nach dem gestrigen Abend erwarteten wir Nebel. Dementsprechend haben wir auch reagiert , als man uns erklären wollte, daß die Sonne scheint. Aber es war tatsächlich so. Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein pur. Die Berge waren auch alle wieder zu sehen. Frisch und munter sind wir dann gegen 9:30 Uhr in Richtung Refuge d'Ayous losgestapft. Gleich zu Beginn ein kleiner Anstieg, den man schon von der Hütte gesehen hat. Im Zickzack bergauf. Bei unserer ersten großen Rast begegneten wir Charlotte und Douglas noch einmal. Wir saßen auf einem Bergkamm, welcher zwei Täler voneinander trennte, in der Sonne und hatten fantastische Sicht. Dann ging es weiter. Hinter dem nächsten Bergkamm, dem Col d'Ayous, kriegten wir das große Staunen. Wir dachten nicht im Traum daran, daß wir so eine schöne Landschaft zu Gesicht bekommen würden. Ein großes Tal breitete sich vor uns aus, auf dessen Grund der Lac d'Ayous in der Sonne glitzerte und auf der gegenüberliegenden Seite reckte sich majestätisch der wohl schönste Berg der Pyrenäen in den blauen Himmel. Der Pic du Midi d'Ossau mit seinen 2884 m. Nach einem langen Abstieg (der ganz schön auf die Knochen ging) haben wir am See Pause gemacht. Schuhe aus, und ab in`s Wasser. Brrr... war das kalt. Aber unseren strapazierten Füßen tat das ganz gut. Ich habe mich dann, faul wie ich bin, in die Sonne gelegt. Natürlich unter dem Vorwand auf die Rucksäcke aufpassen zu müssen, da meine 3 Männer zum Ref. d'Ayous wollten, um evtl. etwas Eßbares wie z.B. Brot und Butter zu organisieren. Aber es gab nix. Gegen 14:00 Uhr sind wir wieder weiter marschiert. Bis zu unserem Ziel, der Pombiehütte, hatten wir noch einen ganz schönen Marsch vor uns. Erst ging es ganz gemütlich am See entlang. Am Las Peyros jedoch haben wir, an einer nicht so ganz eindeutigen Stelle, den eigentlichen Weg verloren und sind schlicht und ergreifend an der verkehrten Seite des Berges abgestiegen. Alles kein Problem, bis wir auf der anderen Seite angekommen waren. Staun! Vor uns fiel der Felsen urplötzlich steil in das nächste Tal ab. Da irgendwie runterzukommen war einfach illusorisch. Also waren wir die nächste Zeit damit beschäftigt wie die Gemsen am Hang rumzukrabbeln, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und nach einem nicht ganz so halsbrecherischen Abstieg zu suchen. Irgendwann haben wir es dann geschafft und sind schon ein ganz klein wenig geknickt auf den Pic du Midi d'Ossau zumarschiert, denn um den mußten wir heute auch noch drum herum! Nachdem wir auch den nächsten Weg ewig suchen mußten, hatten wir durch diese Sucherei immerhin ca. 2 Stunden verplempert. Aber dann hatten wir den richtigen Pfad gefunden und der ging, wie sollte es anders sein, wieder steil bergauf. Ich hatte mein gleichmäßiges Tempo so halbwegs gefunden, d.h. ein Fuß behäbig vor den anderen. So mußte ich aber nicht oft anhalten um zu verschnaufen. Da dieser Anstieg gar kein Ende nehmen wollte und mich mein Schatz auch noch überholte (obwohl ich “ne viertel Stunde vor ihm losgelaufen bin!) war ich am Ende fix und alle. Bisher eine gute Stunde steil bergauf. Die Härte war ein niederländisches Pärchen. Wir hielten einen kleinen Schwatz, fragten so nach dem Woher und Wohin. Es war bereits 17:30 Uhr und die beiden erklärten uns, daß wir noch 3 Stunden (mindestens) laufen müssten. Wir dachten bisher, laut Karte, es ist nicht mehr ganz so weit. Aber die beiden sollten Recht behalten. Es ging ständig bergauf. Man sah immer den nächsten Kamm und ein jeder dachte, dort sind wir oben! Denkste! Hinter jedem "Gipfel" ging es weiter bergauf .Es war zum Verzweifeln. Am Lac de Payreget (ca. 2117m) haben wir auch den kürzeren Weg verpaßt, so daß wir den zwar weniger steilen, dafür aber um so längeren Weg, um den Pic de Peyreget herum liefen. Dieser schlängelt sich auf immer gleicher Höhe um den Berg herum. Ein schmaler Trampelpfad, links der Berg, rechts der Abhang, meist ging es über Geröllfelder und große Steine. Zu unserem vollständigen Glück kamen die Wolken wieder. Wir stapften also ohne allzuviel zu sehen (bis zu nächsten Biegung konnte man sehen, daß dort KEINE Hütte stand) im Nebel , in der Kälte herum, immer mit der Frage im Hinterkopf, ob man bei dem Nebel die Hütte überhaupt sieht, oder ob wir daran vorbeilaufen. Aber irgendwann hat jedes Elend ein Ende und wir erblickten die Hütte. Ein gespenstischer Anblick, so mitten im Nebel auf einmal mitten auf dem Berg ein verschwommenes Licht. Aber es bedeutete das Ende eines trotz allem wunderschönen Tages. Es war 20:15 Uhr als wir dort ankamen. Als Belohnung gab es dort auch eine Dusche (welch Luxus!), aber die wurde wahrscheinlich mit Gletscherwasser gespeist! Eiskalt ist kein Ausdruck dafür. Aber man fühlte sich danach wie neugeboren. Das Ref. de Pombie (2031 m) wird bewirtschaftet, d.h. wir konnten uns noch Abendessen bestellen. Schinkenomelett und Büchsenbier. Das war das schlechteste Abendessen im ganzen Urlaub. Das Omelett war ganauso kalt wie die Gaststube, das Bier schmeckte nicht und, normal für solche Hütten, war es ganz schön teuer. Nach einem Liter Rotwein sind wir dann gegen 22:30 Uhr zum umfallen müde in unsere Kojen gekrochen. In den Hütten sind solche zweigeschossigen Brettergestelle üblich, wo man einen Schlafgast neben dem anderen aufreihen kann. Der Platz für jeden einzelnen richtet sich nach der Anzahl der Leute die untergebracht werden müssen. Auch für die Rucksäcke und vor allem für die durchgeschwitzen Sachen war kaum Platz. Wir hatten insofern Glück, daß es ziemlich leer war. Gelöhnt haben wir für diese Nacht 577 FF mit Frühstück.

25.Juni Mittwoch
An diesem Morgen hatten wir wieder wunderbaren Sonnenschein. Nach unserer gestrigen Strapaze haben wir uns eine geruhsame kurze Tour nur bergab ausgeguckt. Das heißt auf gut deutsch: An der ersten besten Stelle gab's 'ne fette Pause. An diesem Tage war es auch eine schöne Tour. Es ging immer an einem Bach lang, mitten über eine Weide, an einer Sennhütte vorbei und manchmal auch durch den Bach (wo sich Mathias schöne nasse Schuhe holte). Dann gab's wieder eine Gammelpause. Halt Punkt 9!!! Unser Ziel war das Cabinet de Soques im Tal auf ca. 1392 m. Es lag an der einzigen Straße weit und breit und als wir ankamen war es schon 14:00 Uhr. Aber...diese Hütte war schon seit Jahren unbewohnt, verschlossen und zugewuchert. Also hat erst mal der Kriegsrat getagt. Wir entschlossen uns schließlich unserer Route zu folgen, um vielleicht irgendwo eine Stelle zu finden, an der man ein Zelt aufschlagen kann. Denn bis zur nächsten Hütte wäre es zu weit gewesen. Also Rucksäcke wieder auf und (was wir uns heute eigentlich ersparen wollten) bergauf. Nach ca. eineinhalb Stunden fanden wir endlich eine kleine Hütte, die am Hang geduckt, scheinbar neu erbaut war. Eigentlich war sie sicher zum übernachten gedacht, aber so dreckig und räudig wie die aussah, konnte man sie kaum betreten. Außerdem waren die Schlafräume verschlossen. Auf einer Informationstafel haben wir den Namen der Hütte entdeckt: Cab. de Arrious auf ca. 1500 m. Wahrscheinlich wurde sie an Stelle der alten Hütte an der Straße unten errichtet, um sie wirklich nur Wanderern begehbar zu machen. Immerhin gab es oberhalb ein Stückchen Wiese, welches oberdrein halbwegs gerade war, so daß wir unsere Zelte aufbauen konnten. Wir machten uns einen richtig schönen Nachmittag. Es gab fließend Wasser aus einem Quellschlauch, wir haben unseren Flüssigkeitshaushalt gründlich wieder ausgefrischt, T-Shirt's gewaschen, Eidechsen beobachtet und...im Bach gebadet! Das war ein Vergnügen! Clevererweise habe ich meine Sandalen beim Baden angelassen, um schnell genug wieder aus dem Wasser zu kommen. Naßmachen konnte ich mich noch gut. Aber unsere " Bioseife" hab ich lieber nicht gründlich abgewaschen. Sonst wäre ich sicher erfroren. Nach unserem Nobelbad gab es auch noch feudales Abendessen im schönsten Restaurant der Welt. Es gab was mit Shrimps (Rizibizi hihi) aus unserer Feldküche und jeder suchte sich wie immer den bequemsten Stein, den er finden konnte. Außer Steffen, der fand in der Hütte einen typischen 5 DM Garten-Plastik-Sessel. Anschließend hatten wir noch eine tolle Fernsehshow. Unsere heißgeliebten Wolken. Sie kamen aus dem Tal heraufgezogen und hüllten uns ein, dann lösten sie sich wieder auf, ein Teil blieb am Berg hängen, einen Teil zog in's Tal zurück und dann das ganze von vorn. Bei der Gelegenheit hatte man die Berge, die uns ringsum einschlossen, eingesammelt (weil sie waren nicht mehr auch nur zu erahnen), dann hat sie wieder jemand hingestellt (sie waren wieder da!) und so ging das munter weiter. Das gab uns einen guten Grund eine 2. Runde Tee zu kochen und einen weiteren Löffel voll Rum zu erbetteln! So spannend wie das Schauspiel mit den Wolken war, ist selten ein Fernsehabend. Als sich die Wolken dann gegen 22:00 Uhr entschlossen, nicht weiter zu ziehen und wir wirklich im dicksten Nebel saßen, sind wir dann in's Bett gekrochen.

26.Juni Donnerstag
So gegen 8:00 Uhr war Wecken angesagt. Eine Viertelstunde später haben wir uns entschlossen nun doch aufzustehen, obwohl draussen immer noch alles neblig war. Wir starteten trotzdem frohen Mutes diesen Tag mit einem tollen Frühstück. Müsli mit Milch und schönem heißen Tee. Unser Milchpulver war so lecker, daß wir beschlossen es ganz schnell zu entsorgen (ich esse eigentlich alles, aber so etwas furchtbares hab ich noch nicht erlebt. Pfui Teufel!). Zwei Stunden später waren wir schon wieder unterwegs. Die Atmosphäre war irgendwie richtig unheimlich. Wir stapften durch den Nebel (wo die Stimmen und Schritte immer so komisch klingen) und über uns wollte die Sonne immer mal durchbrechen. Unser heutiges Ziel ist das Refuge du Arremoulit. Als wir unseren ersten Paß erreichten (den Col d“Arrious 2259m) wußten wir genau, weshalb unser Badebach am Vortag so kalt war. Er floß mitten durch das erste Eisfeld, welches wir hier zu Gesicht bekamen. Trotz eisiger Kälte machten wir mitten im Geröll am Bachufer Rast und tranken wunderbar frisches Gebirgsbachwasser. Als wir weiter zogen, erlebten wir einen Panoramawechsel, der eigentlich typisch für die Pyrenäen ist. Der Weg ging ständig leicht bergauf, auf eine Bergkuppe zu, plötzlich machte er einen Knick um einen Felsblock herum, und wir sahen tief unten im Tal einen großen Stausee, den Lac d“Artouste auf ca. 1989m. Der Abstieg war wie immer steil und ganz schön anstrengend. An einer windgeschützten Stelle machten wir wieder Rast und genossen den Ausblick und die Vorstellung, daß wir bis fast zum See runter und anschließend auf der anderen Seite wieder auf gleiche Höhe hoch müssen. Auf gut deutsch ca. 300 m steil bergab und dann halt wieder rauf. Keuch!!! Aber wir würden ja nicht `Trekker“ heißen, wenn uns das wahnsinnig schwer fallen würde (Kich Kich!). Irgendwie haben wir es wie immer aber geschafft und haben unsere nächste Rast auf einem Hochplateau gemacht, wo die Sonne schien und viele kleine Seen waren. Steffen lag wie geplättet im Gras und war bestimmt ganz traurig, daß er dort nicht einfach liegen bleiben durfte. Eigentlich sollte laut Karte die Hütte nicht mehr weit sein. Nach ein bisschen suchen haben wir sie dann auch schon entdeckt. Auf einen Felsen gekauert, am Ausfluß eines weiteren Stausees, welcher wiederum in einem riesigen Bergkessel lag, dem Wind aus dem Tal die Breitseite liefernd. Aber um dort hinzukommen, waren wir noch 'ne ganze Weile unterwegs. Wieder über Eisfelder und fast durch den Wasserfall, vom Seeausfluß, durch. Gegen 15:00 Uhr waren wir dann direkt vor der Hütte angekommen. Da wir aber noch so zeitig waren, haben wir in der Sonne noch Nudeln gekocht und die Gegend erkundet. Frank und ich sind in Richtung Col d`Arremoulit gegangen. Ich hatte schon ohne Gepäck Probleme über die Felsen zu klettern ohne abzustürzen oder in's Wasser zu fallen. Außerdem hab“ ich festgestellt, daß mir immer die Knie schlottern, wenn ich auf einem etwas größeren Felsbrocken stehe und keinen Halt in Augenhöhe finde. Nach ca. 2 Stunden waren wir von unserem Kurztrip zurück und wurden in die Nobelhütte eingelassen. Nach dem Umziehen (was anderes war zum Frischmachen in der Hütte nicht möglich) gab es in der wieder mal nicht geheizten Gaststube (max. 5°C Aussentemperatur) Abendessen. Ein kleiner Raum, ebenso spartanisch wie die ganze Hütte eingerichtet. Drei lange Tische und über der einen Reihe Tische waren auch noch Schlafplätze. Mann muß halt in den Bergen enger zusammenrücken. Laut dem Gästebuch, welches wir uns genüßlich durchgelesen haben, kamen Deutsche im "Dunkeln bei Schneesturm in eine völlig überfüllte Hütte, und fanden trotzdem noch freundliche Aufnahme". Da kann ich wieder nur sagen: Gott sei Dank waren wir zu einer günstigen Zeit unterwegs, wo nicht so viele Leute in den Bergen rumkraxeln. Denn wir hatten eine ganze Schlafetage für uns alleine. In den besten Zeiten müssen auf diesem Raum 8-10 Leute schlafen und im ganzen Zimmer (20m²) je nach Andrang ungefähr 30. Und wenn in der oberen Etage noch welche schlafen, dann tropft das Kondenswasser von der Decke. So sagte uns der Wirt mit Händen und Füßen. Das ist die internationalste Sprache die es gibt, jeder versteht sie und Fun ist inbegriffen. Wir haben uns herrlich verwöhnen lassen. Es gab einen herrlichen Salat, Nudeln mit Marmott (Murmeltier!! Mmmmmmmh!!) einen roten Schneewittchenapfel und 3 Liter herrlichen, gutschmeckenden, müdemachenden Rotwein. Damit wir nicht nur sitzen und trinken, haben wir Karten gekloppt wie die Irren. Es war einfach schön. Bloß Zähneputzen haben wir uns verklemmt, da der einzig verfügbare Wasserhahn auf der Rückseite der Hütte dem Tal zugewand war. Und da pfiff der Wind. Außerdem hatten wir das Gefühl, daß draußen inzwischen Minusgrade herrschen (wir sollten uns nicht getäuscht haben!). Anstelle eines Fensters gab es nämlich nur eine Blechklappe in unserem Schlafraum. Entweder man wollte was sehen und man machte diese auf, oder man stand halt im Dunkeln. Denn Elektrizität ist in den Berghütten selten. Das heißt jede Hütte hat eine Solarzelle auf dem Dach und das muß irgendwie reichen.

27.Juni Freitag
Auf 2305 m mitten im Sommer zu erwachen und im Schnee zu stehen, hätten wir uns auch nicht träumen lassen. Sogar das einmalige auf Felsen errichtete Quellwasser gespeiste Klo war zugenagelt, weil es eingefroren war. Kommentar an der Tür: "NO WATER, NO WC !" Wir haben uns nicht lumpen lassen und sind trotzdem weitergestapft. Schließlich wollten wir ja weiter. Als besonderes Sahnestückchen hatten wir auch noch einen gepunkteten Weg. Das heißt: Vorsicht! Was auch immer uns erwarten mag. Es ging über den Col du Palas 2517m. Eine wüste Kletterei über große Schneefelder. Und es schneite ja weiterhin. Je mehr wir uns jedoch der spanischen Grenze näherten, desto blauer wurde der Himmel vor uns. Gegen Mittag hatten wir den höchsten Punkt und gleichzeitig die Grenze erreicht. Danach schien wirklich die Sonne, es wurde etwas wärmer und der Weg immer schlimmer und halsbrecherischer. Im nächsten Tal lag wieder ein See und wir sind (nachdem wir ein Murmeltier beobachtet haben) natürlich auf der falschen Seite um den See gerannt. Bis an einer Felsmauer Schluß war, die uns den Weg versperrte. Also Kehrtwendung marsch, und um den See in der anderen Richtung herum. Da die Spanier dafür bekannt sind ihre Wanderwege perfekt auszuschildern kamen wir 2 km später natürlich auch in den Genuß in das falsche Tal abzubiegen. Das war wieder mal so ein Moment, wo ich vor Wut und Erschöpfung am liebsten stundenlang geheult hätte. Denn wir mußten einen kreuzgefährlichen Weg quer über ein steil abfallendes Schotterfeld gehen, vom Regen halb weggespült , wo ein falscher Schritt genügt um 100 m in die Tiefe zu rollen. Und diesen Hang mußten wir zurück, weil auf der Karte der Anfang des Weges auf der falschen Seite von so'nem kleinen See eingemalt war, und wir somit an dem Abzweig vorbeigestapft sind. Als wir den eigentlichen Weg dann gefunden hatten, ging es wieder etwas bergauf (nicht nur mit der Laune). Der Rest war ein Kinderspiel. Es ging vorbei an einer alten Siedlung (oder so was ähnlichem) und dann nur noch auf gleicher Höhe bis zum Refugio de Respomuso. Das sollte eine unbewirtschaftete Hütte am Embalse de Respomuso (2121m) sein, inzwischen wurde die alte jedoch durch eine neue Hütte ersetzt. Das Teil erinnerte uns stark an eine sehr moderne Jugendherberge. Warmes Wasser, gutes Essen, teurer Wein und viele Menschen. Aber trotzdem eine Erholung. Und sozusagen die Ruhe vor dem Sturm.

28.Juni Sonnabend
Das mieseste Frühstück des Urlaubs! Für meinen armen geplagten Schatz war somit der Morgen gelaufen. Zerbröselter Zwieback, wo man noch nicht mal orten konnte, wo man die viel zu süsse Marmelade draufschmieren soll, ein kleiner Keks, ein zuckersüßes Biskuittörtchen und ein (immerhin doch) relativ wohlschmeckender Kaffee. Und das Wetter ließ wahre Freudentaumel zu. Geh nach Spanien, da ist es warm und die Sonne scheint! Denkste!!! Ca. NULL Grad und so 'ne Art Schneeregen. Aber es nützt alles nichts. Ponchos an und los ging's. Zurück gen France über den Col de la Fache. Mit 2664 m der höchste Punkt unserer Tour. Je höher wir kamen, desto mehr wurde aus dem Regen Schnee. Ab und an dachten wir die Sonne wollte durchkommen, aber schon die alten Römer sagten ja: Du sollst nicht denken! Es war meist bloß der Auftakt zu noch größeren Schneefällen. Es ging wieder über Schneefelder, Felsen, vorbei an Gebirgsseen und das alles bei ca. 20 cm Neuschnee und bei Steffen und Matthias schon schönen nassen Schuhen (uns sollte es erst gen Abend erwischen). Am höchsten Punkt konnten wir noch nicht mal Rast machen. Wir konnten die Rucksäcke nirgendwo abstellen und es war kalt und windig. Bei Steffen lagen auf der Schirmmütze bestimmt 4cm Schnee. Aber darüber konnten wir schon wieder lachen. Also ging es ohne Pause wieder ins Tal hinab. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sich vier Leute im Schneegestöber in der Bergen auf relativ ausgedehnten Schneefeldern über ein paar Steinhaufen freuen können. Wir wissen jetzt wie das ist. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als das wir auf dem richtigen Weg in's Tal sind und dort auch irgendwann in absehbarer Zeit ankommen werden. 13:45 Uhr noch auf dem Gipfel und schon 17:45 Uhr in der nächsten Hütte. Dem Refuge du Wallon-Marcadau (1812 m). Da wollten wir aber gar nicht hin. Unser Ziel war ein Cabinet (unbewirtschaftet), in der Hoffnung bei dem Sauwetter ein Feuerchen machen zu können, um die Schuhe und Hosen zu trocknen. Aber die Hütte die eingezeichnet war, existiert schon längere Zeit nicht mehr. Also landeten wir im Ref. du Wallon. Wir mußten bis ca.19:00 Uhr auf unser Zimmerchen...chen...chen...chen warten, da es Samstag war und wir vorbestellt hatten. Aber wir hatten Glück und haben eine der Luxussuiten im ersten Stock abbekommen. Da kann außer den 2 Doppelstockbetten keiner mehr im Zimmer stehen. Dafür war das Abendessen gut. Kuskus, Salat, Kuchen und wie immer Wein. Und das beste an der Sache war, daß wir im trockenen (wenn auch nicht im warmen) saßen und durch das kleine Fenster dem Wechselspiel zwischen Regen und Schneegestöber zuschauen konnten. Und unsere Begeisterung stieg ständig, denn das weiße Zeugs, was da vom Himmel fiel, blieb jetzt schon in 1500m Höhe liegen! Barometerstand 806! Sommerurlaub! Zum Zeitvertreib und zum aufwärmen haben wir uns erst mal eine "Tee mit Rum- Berechtigung" erteilt. In der Hütte Kocher ausgepackt und los gings. War ganz lustig. Dafür stand uns eine schöne Nacht bevor. Ich glaube ich hatte es am besten von allen. Man bedenke: das Haus ist 1903 erbaut und seitdem sicher nicht allzusehr renoviert worden. Mein Bett war abschüssig , knarrte und quietschte wie verrückt und an der Wand, an der ich direkt lag, lief in der Nacht das Kondenswasser herab. Ich war die ganze Nacht beschäftigt meinen Schlafsack nicht durchweichen zu lassen und gleichzeitig nicht aus dem Bett zu fallen. Tolle Nacht! Und obendrein war es natürlich so kalt und feucht in den Zimmern, daß unsere nassen wohlriechenden Socken und Schuhe jede erdenkliche Chance zum trocknen hatten.

29.Juni Sonntag
Erwachen und voller Hoffnung aus dem Fenster gucken war eins. Und...Schnee!!!!!!! Nix war's mit einem schönen sonnigen Tag. Aber was soll's. Man kann ja nicht immer schönes Wetter haben! Nach einem ausgiebigen Frühstück haben wir uns von der Herbergsmutter (eine junge Frau die mindestens 5 Sprachen fast perfekt beherrschte) verabschiedet, Regencapes wieder an und raus in den Schnee-Regen-Griesel. Aber Vorsicht! Der Weg war höllisch glibberig. Im Tauen begriffener Neuschnee vermischt mit 1000 Kuhfladen und unter diesem Schmurks schöne Steine, wo man so richtig schön ausrutschen kann. Frank hat einen jungen Mann gesehen der völlig blutüberströmt zum Sani-Punkt geführt wurde. Er hat sicher getestet, was die Wanderwege so hergeben. Ich habe mir sicherheitshalber meine Wanderstöcke rausgeholt, damit es mir nicht genauso geht. Aber wir waren hochmotiviert. Hatten wir doch auf unserer Wanderkarte eine kleine Hütte unterhalb des Berges entdeckt, die maximal 2 Wegstunden entfernt lag. Aber es wäre ja zuviel verlangt, wenn es so klappen sollte, wie wir uns das so vorstellten. Denn diese kleine Unterstandshütte war völlig verwüstet. Also hielten wir Ausschau nach der nächsten übernachtungsmöglichkeit, wo wir Feuer machen und unsere quatschend nassen Schuhe trocknen konnten. Laut Karte gab es einen Zeltplatz in der Nähe des Pont d `Espagne auf ca. 1496 m. Aber diesen haben wir nicht gefunden. Inzwischen hatte der liebe Gott Erbarmen und ließ es wenigstens aufhören zu regnen. Furchtbar kalt war es trotz allem immer noch. Am Point d`Espagne, oberhalb eines riesigen Parkplatzes, welcher zum Touristenörtchen gehörte, sollte (wieder laut Karte) noch ein Cabinet stehen. Frank und Mathias sind losgestapft und haben es gesucht. Steffen und ich warteten bei den Rucksäcken in der Kälte um zu erfahren, daß es auch diese Hütte anscheinend nie gegeben hat. Zumindest nicht an der hier eingezeichneten Stelle. Nun standen wir fern von jeglicher Möglichkeit baldigst in's Warme zu kommen und waren völlig deprimiert. Bis auf meinen Schatz, den wahrscheinlich kein Reinfall so schnell verrückt machen kann. Uns blieb nix anderes übrig, als in Richtung Refuge des Oulettes de Gaube zu marschieren. Der Weg selbst war wie ein Pilgerpfad. Der Pont de Espagne ist eine berühmte Brücke, unterhalb des malerisch gelegenen Lac de Gaube. Der liegt auf 1783 m. Gebildet wahrscheinlich aus dem Gletscherwasser des Vignemale und des Glacier de Oulettes. Kurz oberhalb des Sees lag eine weitere Hütte. Staun! Die stand doch tatsächlich an dem Platz, wo sie in der Karte eingezeichnet war. Es saßen bloß schon 4 Leute drin. Pech gehabt! Also blieb uns gar nix anderes übrig als weiter bergauf zu gehen. Unterwegs haben wir ein Pärchen aus Hamburg getroffen, die nur mal so schnell über's Wochenende in die Pyrenäen geflogen sind. Nach einem Schwatz sind wir weiter hoch und die beiden sind wieder in's Tal abgestiegen. Der Weg wurde von Meter zu Meter immer schlimmer. Gott sei Dank waren wir noch relativ gut motiviert (bis auf Steffen), aber es blieb uns auch nix weiter übrig. Wir passierten die Schneegrenze bei ca. 1800 m und prompt fing es auch wieder an zu schneien. Und der Weg wurde immer gruseliger. Inzwischen hatten sich die Kuhfladen mit Schafsmurmeln abgewechselt, da auf diesen Hochalmen überall Schafsherden aufgetrieben werden. Man konnte unseren Pfad teilweise nur noch schlecht erkennen und so standen wir urplötzlich vor einem großen Bach, über den wir unmöglich trockenen Fußes rüberkommen konnten. Also zurück und suchen wo wir evtl. einen Steinhaufen übersehen haben könnten. Wir entschieden uns ganz spontan einfach über einen Felsen zu klettern (bei Neuschnee ein ganz besonderes Vergnügen!) und siehe da, es sah so aus als ob wir unseren Weg wiederhätten. Nachdem wir auch noch bis zum Knöchel in diesem Gemisch aus Matsch, Neuschnee und Schafsmurmeln versunken waren, hatten wir es endlich geschafft! Die Hütte war in Sicht. Die im Tal angegeben Zeit von knapp 3 Stunden war natürlich stark untertrieben. Nachdem wir unsere Rucksäcke im Stahlschrank im Flur (bei Außentemperatur!) verstaut haben, gab's erst mal einen heißen Kaffee. Unsere nassen Schuhe und Socken standen ebenfalls bei Minusgraden im Flur und hatten somit jegliche Chance über Nacht zu trocknen. Clevererweise hatte man in der Hütte ein wenig geheizt und nach 'nem schönen heißen Kaffee ging's uns schon wieder besser. Der Wirt fragte uns gleich nach dem Woher und Wohin. Über den nächsten Paß war es eindeutig zu gefährlich, denn es schneite inzwischen noch stärker und bei 20 cm Neuschnee über Felsen und Schneefelder weiterzugehen wäre einfach "to dangerous" (wie er so schön sagte). Also mußten wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir morgen den gleichen Weg wieder in's Tal zurück müssen. Später kamen noch zwei Holländer auf die Hütte. Wir kochten uns unser Abendessen an diesem Abend selbst. Es gab Holzscheiben zum unterlegen für den Kocher und los ging's. Die Holländer hatten sich was zum Abendessen bestellt. Es sah gut aus, soll aber absolut nicht geschmeckt haben. Wir tranken noch etwas Rotwein, spielten Karten und sind wie immer gegen 22:30 Uhr in's Bett.

Hubschraubereinsatz

30.Juni Montag
Über Nacht ist ein richtiger Sturm losgebrochen. Und Frank hatte an diesem Morgen gegen sieben schon ein Abenteuer besonderer Art hinter sich. Ich hab` selig geschlafen und Frank hat die Jagd nach meinem schönen, neuen, knallroten und furchtbar wichtigen Regencape aufgenommen. Erst ist er mit Sandalen und seinen letzten trockenen Socken bei Minusgraden im Schnee um die Hütte getobt, und hat geguckt ob das gute Stück irgendwo in der Nähe liegt. Das Cape hatten wir am Abend zuvor, naß wie es war und üblich wie es war, vor der Hütte an einen Haken gehängt und durch den Sturm, der sogar die Fenster aufgedrückte, hat es sich verabschiedet. Bevor Frank“s letzte trockene Socken auch noch naß waren, ist er in die nassen, kalten Wanderschuhe gekrochen und hat die Hütte in größerem Umkreis abgesucht. Und ist, Gott sei Dank, ein paar 100 Meter unterhalb der Hütte, fündig geworden. Als er dann halb erfroren wiederkam, waren die Socken doch naß. Eine ¾ Stunde später sind wir dann gnädigerweise aufgestanden. Nach einem sehr guten Frühstück ging es dann wieder abwärts in's Tal. Bis zum Pont d`Espagne( 1496 m) war es ja der gleiche Weg wie am Vortag. Wir hatten uns vorgenommen bis Cauterets zu gehen, uns dort einen Tag auf einem der sieben Campingplätze auszuruhen und das Wetter abzuwarten. Unterwegs haben wir uns das Cabinet angesehen, welches am Tage zuvor schon besetzt war. Wir hätten mühelos hierbleiben können, denn die 4 Leute hatten auch nur gezeltet und die Hütte lediglich zum Feuermachen genutzt (mit einem kompletten Holzstamm!) Aber dann hätten wir ja nicht die schöne Tour des gestrigen Tages erlebt. Nachdem wir dann stundenlang nur mehr oder weniger steil bergab gelaufen sind, haben wir bei Railliere (1134 m) Rast gemacht. Typisch Massentourismus. Malerisch in einem Taleinschnitt gelegen ein paar schöne Häuser (Hotel, Gaststätte, Andenkenstände...) und furchtbar viele Leute (zumindest für unsere Verhältnisse). Denn wir kamen aus den Bergen und haben Gott sei Dank nicht allzuviele Leute getroffen. In einem Straßencafe haben wir uns im Sonnenschein (!!!) Bier und Eis (Peach melba) geleistet und haben unsere armen strapazierten Knochen ausgeruht. Erfrischt ging's dann weiter bergab bis Cauteret (902 m). Sieben Zeltplätze! Wir dachten nicht, daß man so lange brauchen kann, um auch nur einen zu finden. Wir sind völlig frustriert durch den Ort getrabt, und schließlich ist es uns doch gelungen, einen zu entdecken. Zu unserer größten Freude haben wir einen total schiefen Platz zugewiesen bekommen. In der Nacht hatte ich Angst, mit den Füßen unten zum Zelt rauszugucken. Ansonsten war der Platz Spitze. Warme Duschen, Waschmaschine, Trockner und nicht zu vernachlässigen, ein wunderschönes Panorama ringsum. Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, sind Frank und Mathias zum Einkaufen und ich hab mit Steffen die große Wäsche übernommen. Lustig! Man mußte sich erst mal Jetons organisieren. Dazu mußte man aber erst mal Wort für Wort (mit Wörterbuch) die Bedienungsanleitung übersetzen! Französisch oder Englisch. Aber wenn man beides nicht kann, ist es halt etwas spannender. Schließlich ist es uns doch gelungen, die Maschine in Gang zu setzen und auch noch den Trockner, so daß wir am Abend duftige saubere Klamotten (vor allem Socken) im Zelt liegen hatten. Dafür haben wir den Zeltplatz eingenebelt, mit frischem gedünstetem Knoblauch! Eine riesige Knolle kleingeschnitten und in Butter geschwenkt. Das Ganze wurde dann auf frisches Baguette gestrichen, Käse dazu und 5 l Rotwein (spanischer!). Uns ging es so richtig gut! Halt Urlaub!

01.Juli Dienstag
Ausschlafen, herrliche Morgendusche mit Haarewaschen und dann...Frühstück. Mit richtiger Milch! Und dann ... gammeln. Irgendwann sind wir in die City gegangen und durch fast alle Geschäfte getigert. Viele schöne Sachen, die der Mensch nicht braucht. Nach 2 Stunden hatten wir jeden Laden durch (einige mehrfach) und dann haben wir es uns in einem Straßencafe gemütlich gemacht. Kaffee getrunken, die Männer haben Eis gegessen und ich hab einen Americano getrunken. Eine Mixtur aus Gin, Campari und Matini. Lecker! Hick! Der hatte es ganz schön in sich! Und das am Vormittag. Nachdem wir unsere Karten geschrieben, und einen "edlen, reinrassigen" Collie amüsiert beobachtet haben, ging's erst mal wieder in Richtung Zelt. Mittagschlaf! Gegen Abend haben wir uns was Eßbares organisiert. Ein riesiges Roastbeaf für jeden, Knoblauch, Käse, Baguettes und nicht zu vergessen:...Nachschub an Rotwein. Als wir gerade fertig waren mit unserem Gourmetmahl, hatte uns das schlechte Wetter wieder eingeholt. Man bedenke: Dieser Tag war bisher warm und sonnig! So gegen 21:00 fing es an zu regnen. Der Zeltplatz hatte so eine Art Fernsehpavillon, dahin haben wir uns dann verkrümelt und uns den Abend wieder mit Kartenspielen vertrieben.

02.Juli Mittwoch
Böses Erwachen! Seit dem Abend hatte es keine Minute aufgehört zu regnen. Und die Wolken hingen so dicht wie im November auf den Bergen. Nach dem Frühstück im "Fernseh-Zimmer" haben wir uns dann spontan entschlossen, die Tour an diesem Punkt erst mal zu unterbrechen. Denn was hier im Tal als Regen runterkommt, kommt weiter oben, wo wir ja hinwollten, als Schnee runter und macht jegliche Wege unpassierbar. Außerdem waren unsere Schuhe immer noch sehr feucht. Also, auf zum Bahnhof mit unseren völlig nassen Zelten im Gepäck. Und selbst der kleine Bach im Ort hat sich über Nacht in einen reißenden Strom verwandelt. Wir wollten es kaum glauben. 13:00 Uhr fuhr ein ganz toller Bus nach Lourdes (Ankunft 14:00 Uhr). Nach einer guten Stunde in einer typischen Mitropa (es stank barbarisch, aber draußen war es zu kalt und ungemütlich) ging es 15:23 Uhr von Bahnsteig 1 nach Pau (Ankunft 15:50 Uhr). Weiterfahrt in Richtung Oleron Ste. Marie 16:50 Uhr, wo wir 17:26 Uhr ankamen. Da wir noch eine Menge Zeit hatten, sind wir im Ort auf die Suche nach etwas Eßbarem gegangen. In einem kleinen Straßencafe (welches wirklich fast mitten auf der Kreuzung war) haben wir dann die höheren Weihen des "Croques des Monsieur" kennengelernt. Lecker! 19:00 Uhr fuhr unser Bus weiter nach Urdos, wo wir 20:00 Uhr glücklich ankamen. Bei den Serpentinen konnte einem ganz schön übel werden. Zumal der Fahrer bergauf und in den Kuven noch 10 min. Verspätung rausgeholt hat. Man kann sich vielleicht vorstellen, mit welchem Tempo der durch die Berge gedüst ist! Als wie den Zeltplatz und unser Auto wieder erreichten regnete es wieder, es waren 7 Grad und wir saßen im Schutz der Hütte und tranken Tee mit Rum. Trauriges Resumee des Tages: Regen, Regen, Regen und wir haben aufgegeben. Schade!

03.Juli Donnerstag
9:30 Uhr erwachen nach einer verregneten Nacht. Frühstück, die größte Wassermenge vom Zelt schütteln, Auto packen und Abfahrt Richtung Gavarnie. Wenn wir schon nicht hinlaufen konnten wie geplant, wollten wir uns das Panorama des Cirque de Gavarnie wenigstens wie zünftige Touristen begucken. Aber nach bereits 15 min. haben wir eingesehen, das dieses Unternehmen völlig zwecklos war. Am Hinweisschild "Cirque de Gavarnie 1h" sind wir umgekehrt. Denn man hatte noch nicht mal eine Ahnung, daß hinter diesen grauen Wolken überhaupt noch Berge sein sollen. Also haben wir ein Foto von 4 traurigen Gestalten in Regenmänteln gemacht und sind zur nächsten Deppenfalle gegangen um uns wenigstens Ansichtskarten von dieser wundervollen Landschaft zu kaufen, wo wir direkt davorstanden und doch nichts erkennen konnten. Also wieder rein ins Auto und in Richtung Andorra. Zwei Orte nach dem Ort mit Salat - genannt Mane - sind wir auf einem sehr schönen Zeltplatz gelandet. Wie immer mit 'nem Kanister Rotwein.

04.Juli Freitag
7:30 Uhr Wecken, 9:00 Uhr Abfahrt und...Regen! Gegen 13:00 Uhr sind wir in Andorra la Villa angekommen. Landschaftlich ist es hier genauso faszinierend wie überall in den Pyrenäen. Aber das war auch schon alles. In diesem kleinen Königreich hat wahrscheinlich jeder ein Auto mit dem ständig gefahren werden muß. Und wo soll der ganze Smog in so einem Tal denn hin? Er kann nicht weg. Dementsprechend stinkt's auch in den Städten. In den (zollfreien) Geschäften ist es auch nicht besser, denn anscheinend ist ein Wettbewerb im Gange, wer am schnellsten, mit den meisten gerauchten Ziggarretten zugrunde geht. Das ist nicht normal was dort geraucht wird. Wir haben nachmittag ein bisschen Schnaps und Parfüm gekauft und gegen Abend eine nicht allzu gute Paeela gegessen. Und das beste des Tages war: Ein neues Autoradio hat wieder zu uns gefunden. Abends saßen wir auf einem etwas dubiosen Zeltplatz, wo es gegen Abend, wie sollte es anders sein, wieder zu regnen anfing.

05.Juli Samstag
Nach einem fürstlichen Frühstück und nachdem wir noch etwas Whisky gekauft haben, sind wir wieder Auto gefahren! In Richtung Mittelmeer. Wir wollten als Entschädigung für das schlechte Wetter noch einen Tag an's Mittelmeer, baden fahren. Also guckten wir uns Oloron Ste. Marie unweit von Perpignon aus. Nachdem wir im Intermarche Nachschub an Wein gekauft hatten, sind wir gegen 15:00 Uhr auf einem Zeltplatz, nur 10 min. vom Strand entfernt angekommen. Hier war noch blauer Himmel, Wassertemp. von 19,5 Grad und...Sturm. Abends hingen wir vor unseren Zelten und kochten aus lauter Langeweile ein "Viel-Gänge Menü". Angefangen bei Schokolade, über Käse und Baguette, Wan-Tan-Suppe (aus der Tüte), Nudeln, ...und nicht zu vergessen: jede Menge Rotwein. Gott sei Dank hatten wir interessante Nachbarn. Mehrere Leute, wo man nie rauskriegen konnte, wie viele eigentlich in dem Wohnwagen hausten, wer mit wem zusammengehörte und für wie viele Monate oder Jahre die sich einrichten wollten. Das war echt spannend.

06.Juli Sonntag
Einer der aufregendsten, erlebnisreichsten Tage dieses Urlaubs! 9:30 Uhr Aufstehen, Duschen, Frühstücken. Gegen 11:00 haben wir uns an den Strand begeben und im Windschatten einer Steinmauer Schutz gesucht. Sobald man sich hinstellte, wurde man sandgestrahlt. Wir waren an diesem Tage zweimal im Wasser und ansonsten lagen wir in der Sonne. Was aber selbst mir ab 14:00 Uhr schon furchtbar langweilig wurde. Aber wir haben bei Hot Dogs und Bier bis 17:00 Uhr durchgehalten und Surfer beobachtet und sonst halt gegammelt und dummes Zeugs geschwatzt. Nachdem wir zurück am Zelt waren, wurde den ganzen Abend gekocht und gegessen. Erst Suppe dann Eierkuchen später noch Kartoffelpuffer, aber da die Pfanne sehr klein war, dauerte das ganze Dinner ca. 5 Stunden. Dazu natürlich 5 Liter Roten. Mehr passierte nicht an diesem denkwürdigen Tage.

07.Juli Montag
Abfahrt in Richtung Heimat. Wir sind bis Moulhouse gefahren und wieder in einem Formel 1 Hotel untergekommen. Das Beste des Tages war, daß wir einen "Buffalo-Grill" fanden und dort fürstlich dinierten. T-Bone Steak und ein dickes Eis hinterher.

08.Juli Dienstag
Morgens nach einem typischen Formel 1 Frühstück sind wir zum nächsten Intermarche, um die restlichen Francs in Rotweinkanister zu verwandeln und dann war endgültig Schluß mit Urlaubsfeeling. So sind wir viel zu früh, aus einem trotz allem wunderschönen Urlaub, gegen 17:00 Uhr wieder in unserem heißgeliebten Halle gelandet.